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Hulin de Loo, Georges [Gefeierte Pers.]
Mélanges Hulin de Loo — Bruxelles [u.a.], 1931

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https://doi.org/10.11588/diglit.42068#0049

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MÉLANGES HULIN DE LOO

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wie ihre Tafelbilder, so bedurften die Tüchlein doch gerin-
gerer technischer Vorbereitungen, waren daher schneller
liergestellt und infolgedessen bei gleicher S or g fait der
Durchführung doch wohlfeiler. Die Wasserfarbenmalerei
liât den einen Nachteil, class sie stoffliche Charakterisierimg
der Oberfliiche der Bilder nur in viel bescheiclenerem Masse
zulasst, wie die Oelmalerei. Die Tüchlein dienen daher iclea-
lisierenclen Stiirichtungen viel bosser als Ausdrucksmittel
wie naturalistischen. Ob und wann man sicli dieser Tat-
sache bewusst wurde, ist schwer zu sagen. Wahrend die
erhaltenen niederlandischen Tüchlein von Dirck Bouts bis
Lucas van Leyden keine besonderen Stilmerkmale auf-
weisen und ihre Kompositionen ebenso gut als in Oelma-
lerei ausgeführt zu denken sind, zeigen die Wasserfarben-
malereien der Schweizer Maler vom Anfang des XVI. Jahr-
hunderts, vor allem die des Niklaus Manuel Deutsch im
Baseler Muséum gegenüber den Tafelbildern derselben
Künstler eine merkwürdige Steigerung der stilisierenden
Ausdrucksmomente, die uns vermuten lassen, class dieser
Kiinstlergruppe der Wirkungsunteyscheid der beiden
Techniken kla.r ins Bewusstsein getreten ist. Schliesslich
hat das merkwürdige Fehlen der Valeurs bei Bruegels
Tafelbildern Gustav GMück mit dazugebracht, das merk-
würdige Ratsel der Kunstart dieses grossen Meisters durch
die Annahme seines Ausganges von der Wasserfarbenma-
lerei zu losen. Es its gewiss kein Zufall, dass gerade
in alten Sammlungen, deren Begründer neben dem
Kunstwert au ch immer den Seltenheitswert der Objekte
zu schatzen wissen, solche in Leim-und Wasserfarben
gemalte Tüchlein auf uns gehommen sind. So bewahrt die
ehemals kaiserliche Wiener Gemaldegalerie vier Bilder
dieser Art. Von diesen ist eines eine besondere Seltenheit
namlich ein italienisches Werk, das einen weicliblichen Akt
darstellt, der neben einem antiken Korso steht. Die Figur
ist in Anlehnung an Marc Antonio Reimondi’s Stich
B. 311 Venus und Amor entstanden. Der Mater Girolamo
 
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