EINE VERSCHOLLENE KREUZ1GUNG
DES DIRK BOUTS
In den beifolgenden beiden Abbildungen lege ich zwei
bisher unbeacbtete Werke vor, die mir ein gemeinsames
altniederlàndiscbes Vorbild von bemerkenswerter Origina-
litat, nach meiner Meinung eine untergegangene Arbeit
des Dirk Bouts, zn erscbliessen scheinen. Der seltene Sticli
des Pieter Hnys (Abb. 1), eines durch mehrere Gemalde
bekannten Malers aus dem 3. Viertel des 16. Jakrhunderts,
gibt sich ohne weiteres als Kopie nach einem Werke des
15. Jahrhnnderts zn erkennen. In welchem Kreise dies Vor-
bild zu suchen ist, zeigt noch deutlicher als der Sticli die
Zeichnung der ebemaligen Sammlung Masson (jetzt Ecole
des Beaux-Arts, Paris, Abb. 2), die dieselbe Maria-Johan-
nesgruppe wie der Stich entbalt.
Das Masson’sche Blatt ist wie die allermeisten altnie-
derlandisclien Zeicbnungen eine Nacbzeicbnung nacli einem
Gemalde. Ob nacb demselben Werke, nach dem der Stich
angefertigt wurde, bleibe dabingestellt. Wabrscheinlicber
ist, dass beide nach zwei verschiedenen Vorlagen herge-
stell't wurden, in denen dieselbe Johannes-Maria-Gruppe
vorgekommen ist. Denn der Stich zeigt den schliehten
Typus einer altniederlandischen Kreuzigung mit wenigen
Piguren, wie wir ihn ans zahlreichen Bildern der Jan van
Eyck, Rogier, Bouts, Marmion usw. kennen, wahrend die
DES DIRK BOUTS
In den beifolgenden beiden Abbildungen lege ich zwei
bisher unbeacbtete Werke vor, die mir ein gemeinsames
altniederlàndiscbes Vorbild von bemerkenswerter Origina-
litat, nach meiner Meinung eine untergegangene Arbeit
des Dirk Bouts, zn erscbliessen scheinen. Der seltene Sticli
des Pieter Hnys (Abb. 1), eines durch mehrere Gemalde
bekannten Malers aus dem 3. Viertel des 16. Jakrhunderts,
gibt sich ohne weiteres als Kopie nach einem Werke des
15. Jahrhnnderts zn erkennen. In welchem Kreise dies Vor-
bild zu suchen ist, zeigt noch deutlicher als der Sticli die
Zeichnung der ebemaligen Sammlung Masson (jetzt Ecole
des Beaux-Arts, Paris, Abb. 2), die dieselbe Maria-Johan-
nesgruppe wie der Stich entbalt.
Das Masson’sche Blatt ist wie die allermeisten altnie-
derlandisclien Zeicbnungen eine Nacbzeicbnung nacli einem
Gemalde. Ob nacb demselben Werke, nach dem der Stich
angefertigt wurde, bleibe dabingestellt. Wabrscheinlicber
ist, dass beide nach zwei verschiedenen Vorlagen herge-
stell't wurden, in denen dieselbe Johannes-Maria-Gruppe
vorgekommen ist. Denn der Stich zeigt den schliehten
Typus einer altniederlandischen Kreuzigung mit wenigen
Piguren, wie wir ihn ans zahlreichen Bildern der Jan van
Eyck, Rogier, Bouts, Marmion usw. kennen, wahrend die