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MÉLANGES HULIN DE LOO
Komposition, auf die die Zeichnung hindeutet, einen vôllig
verschiedenen Typus veranschaulicht : den « Kalvarien-
berg » oder die « Kreuzigung mit Gedrang », wie sie in
Deutschland bezeichnet wird. Für das Vorbandensein
zweier verschiedener Vorlagen sprecben ancb der Cbristus
und die redits am Boden bockende Magdalena des Sticbes,
die in der Zeichnung felilen. In der Komposition, die der
letzteren zugrunde lag, sind sie schwerlich enthalten gewe-
sen. Die hocbgestaffelte Zuschauergruppe des Mas-
son ’scben Blattes verlangt eine àhnlich mannigfaltige
Gruppe von Beitern und Fussgangern auf der anderen
Seite des Kreuzes. Nùn sind aber Cbristus und Magda-
lena so treu im Stile der Bilder des 15. Jahrbunderts, dass
sie nicht freie Erfindung des P. Huys sein konnen.
Nach alledem batten wir also zwei Kompositionen aus
dem 15. Jahrhundert, die in den beiden Werken überliefert
sind, eine schlichte Kreuzigung und den Teil eines Kalva-
rienbergs. Das scheint unsere Untersuchung, die den Urhe-
ber der Maria-Johannesgruppe ermitteln will, etwas kom-
pliziert zu gestalten. Wir braucben aber an der Aussichts-
losigkeit unseres Yersuclies nicht zu verweifeln, da die
verschiedenen Maler wie Rogier, Bouts, Memling liaus-
halterisch an den von ihnen erfundenen Motiven festlialten
und sie wenig verandert bald hier bald dort anwenden. Man
denke an die verschiedenen Darstellungen der Beweinung
Christ! aus Rogiers Kreise, in denen der Korper Cbristi
im Schosse der Mutter liegt. Wer ist der Urbeber der
Maria-Johannes-Gruppe mit den beiden Frauen, die in
beiden Werken genau übereinstimmend vorkommt? Die
Beantwortnng der Frage wird ergeben, dass aucb die
iibrigen Assistenzfiguren sich stilistisch dem Kreise ein-
fiigen, in dem der Urbeber gesucht werden muss.
Wer sich etwas in die Gestaltungsweise der Fiibrer der
altniederlandisclien Malerei eingelebt hat, kann kaum
daran zweifeln, dass die Johannes-Maria-Gruppe mit den
beiden Frauen nicht aus Rogiers oder Marmions oder
MÉLANGES HULIN DE LOO
Komposition, auf die die Zeichnung hindeutet, einen vôllig
verschiedenen Typus veranschaulicht : den « Kalvarien-
berg » oder die « Kreuzigung mit Gedrang », wie sie in
Deutschland bezeichnet wird. Für das Vorbandensein
zweier verschiedener Vorlagen sprecben ancb der Cbristus
und die redits am Boden bockende Magdalena des Sticbes,
die in der Zeichnung felilen. In der Komposition, die der
letzteren zugrunde lag, sind sie schwerlich enthalten gewe-
sen. Die hocbgestaffelte Zuschauergruppe des Mas-
son ’scben Blattes verlangt eine àhnlich mannigfaltige
Gruppe von Beitern und Fussgangern auf der anderen
Seite des Kreuzes. Nùn sind aber Cbristus und Magda-
lena so treu im Stile der Bilder des 15. Jahrbunderts, dass
sie nicht freie Erfindung des P. Huys sein konnen.
Nach alledem batten wir also zwei Kompositionen aus
dem 15. Jahrhundert, die in den beiden Werken überliefert
sind, eine schlichte Kreuzigung und den Teil eines Kalva-
rienbergs. Das scheint unsere Untersuchung, die den Urhe-
ber der Maria-Johannesgruppe ermitteln will, etwas kom-
pliziert zu gestalten. Wir braucben aber an der Aussichts-
losigkeit unseres Yersuclies nicht zu verweifeln, da die
verschiedenen Maler wie Rogier, Bouts, Memling liaus-
halterisch an den von ihnen erfundenen Motiven festlialten
und sie wenig verandert bald hier bald dort anwenden. Man
denke an die verschiedenen Darstellungen der Beweinung
Christ! aus Rogiers Kreise, in denen der Korper Cbristi
im Schosse der Mutter liegt. Wer ist der Urbeber der
Maria-Johannes-Gruppe mit den beiden Frauen, die in
beiden Werken genau übereinstimmend vorkommt? Die
Beantwortnng der Frage wird ergeben, dass aucb die
iibrigen Assistenzfiguren sich stilistisch dem Kreise ein-
fiigen, in dem der Urbeber gesucht werden muss.
Wer sich etwas in die Gestaltungsweise der Fiibrer der
altniederlandisclien Malerei eingelebt hat, kann kaum
daran zweifeln, dass die Johannes-Maria-Gruppe mit den
beiden Frauen nicht aus Rogiers oder Marmions oder