EIN SPAETWERK VON HIERONYMUS BOSCH
Eines der eindruckvollsten Werke des Meisters von
Hertogenbosch ist die Krenztragung in Muséum zn Gent.
Der Besehauer tritt so nahe an den Leidenszug beran, dass
die Dynemik bewegter Kôrper fortfâllt. In einem Aus-
■schnitt, der nur die Kopfe der Gesalten zeigt, wird das
Passionsdrama sicbtbar. Als ob dem Künstler aile korper-
liche Bewegung, die seine friiheren Werke erfiillt, zu viel
gewesen wâre, lâsst er das ergreifende Gescbehen nur im
Spiegel der Gesicbter sich malen. Sie erfüllen den Bild-
raum, geisterbaft rubig und seltsam bewegt zugleich. Die
Pratzen der Scbergen fletschen die Zahne, reissen die
Münder anf, docb liort man keinen Ton, demi wie in der
Welt des Traumes ist jeder Laut erstorben. Gleich der
Plache eines Bildteppichs steigt die Komposition an, jeden
freien Raum verdrangend. Trotzdem baftet die Darstellung
nicht in der Flaclie. Die Gestalten taucben aus unergründ-
licher nacbtlicber Tiefe hervor und weiclien wieder in sie
zurück. Der Raum in diesem Bilde ist von anderer Wesens-
art als der reale irdiscbe Raum. Die Flaclie ist sein sym-
bolischer Ausdruck. Ebenso bat die Bewegung nichts mit
der Dynamik realer Kôrper zu tun. Sie ist ein kreisendes
Fluidum, das die scheinbare Bewegungslosigkeit der mas-
kenhaften Antlitze erfiillt. Fremd und erdenfern mutet
Eines der eindruckvollsten Werke des Meisters von
Hertogenbosch ist die Krenztragung in Muséum zn Gent.
Der Besehauer tritt so nahe an den Leidenszug beran, dass
die Dynemik bewegter Kôrper fortfâllt. In einem Aus-
■schnitt, der nur die Kopfe der Gesalten zeigt, wird das
Passionsdrama sicbtbar. Als ob dem Künstler aile korper-
liche Bewegung, die seine friiheren Werke erfiillt, zu viel
gewesen wâre, lâsst er das ergreifende Gescbehen nur im
Spiegel der Gesicbter sich malen. Sie erfüllen den Bild-
raum, geisterbaft rubig und seltsam bewegt zugleich. Die
Pratzen der Scbergen fletschen die Zahne, reissen die
Münder anf, docb liort man keinen Ton, demi wie in der
Welt des Traumes ist jeder Laut erstorben. Gleich der
Plache eines Bildteppichs steigt die Komposition an, jeden
freien Raum verdrangend. Trotzdem baftet die Darstellung
nicht in der Flaclie. Die Gestalten taucben aus unergründ-
licher nacbtlicber Tiefe hervor und weiclien wieder in sie
zurück. Der Raum in diesem Bilde ist von anderer Wesens-
art als der reale irdiscbe Raum. Die Flaclie ist sein sym-
bolischer Ausdruck. Ebenso bat die Bewegung nichts mit
der Dynamik realer Kôrper zu tun. Sie ist ein kreisendes
Fluidum, das die scheinbare Bewegungslosigkeit der mas-
kenhaften Antlitze erfiillt. Fremd und erdenfern mutet