Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Hulin de Loo, Georges [Honoree]
Mélanges Hulin de Loo — Bruxelles [u.a.], 1931

DOI Page / Citation link:
https://doi.org/10.11588/diglit.42068#0054

DWork-Logo
Overview
Facsimile
0.5
1 cm
facsimile
Scroll
OCR fulltext
MÉLANGES HULIN DE LOO

31

bild dieser Komposition (1929 bei Julius Bôhler in
München) bekannt geworden ist. Aber auch dieses Bild
ist niederlândisch und so mag das wundertatige Urbild,
wenn es existiert hat, doch wohl eher in den südlichen
Niederlanden gestanden haben. Andererseits zeigt die
melirfach wiederholte Komposition soviel innere Yer-
wandschaft mit dem Wiener Madonnentüchlein, dass beide
Gestaltungen des Themas absolut wie Kinder eines Geistes
wirken. Die von Lionel Cust behauptete Verwandtscliaft
des Londoner Tiichleins mit Bildern zu Amiens erscheint
mir nicht schlagend genug, um eine Entstehung im fran-
zosisch-flamischen Grenzgebiet zu mutmassen. Yiel eher
scheint cler Künstler in Antwerpen zu suchen zu sein.
Verschiedene Züge in den beiden Madonnenkomposi-
tionen weisen deutlichen Verwandschaft mit den Friili-
werken des Quinten Metsys auf. Das Motiv, dass das Kind
im Gebetbuch blattert, finden wir bei vier Schopfungen
dieses Meisters wieder, bei den thronenden Madonnen in
der Sammlung Dyson Perrins zu London und in der Brüs-
seler Galerie und bei den Madonnen in Halbfigur in der
Briisseler Galerie und im Germanischen Muséum zu Nürn-
berg (letztere nur Kopie, wahrscheinlich vom sogenannten
Meister des Morrisons Triptychons). Pür den Jugendstil
des Quentin Metsys ist ferner die ungemein kindliche
Gestaltung des Christusknaben bezeichnend. Es kommt
hinzu, dass der goldene Thron, auf dem die Madonna der
Sammlung Dyson Perrins sitzt (5) ganz technisch ahnlich
gehalten ist, wie die Architectur des Wiener Tüchleins.
Eine weitere frühe Komposition des Quentin Metsys hat
sich in zwei Exemplaren erhalten, von denen die eine (ver-
steigert bei Muller in Amsterdam am 13. Juli 1926 aus der
Sammlung Chevalier Josephe Camberhm d’Amougies als
Maître Brugeois) mir nur durch die Abbildung im Auk-
tionskatalog bekannt ist, wahrend der Zustand der zweiten
im Wiener Schottenstift (fig. 3) kein absolûtes Urteil
erlaubt, ob es sich um Original oder Kopie handelt. Auch
 
Annotationen