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Hulin de Loo, Georges [Honoree]
Mélanges Hulin de Loo — Bruxelles [u.a.], 1931

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https://doi.org/10.11588/diglit.42068#0195

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MÉLANGES HULIN DE LOO

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Drei elementare Formthemen begegnen einander : die
schneidende Diagonale des Leichnams, die belle Yertikale
der Magdalena, die dnnkle Horizontale des offnen Sar-
kophags. Redits iiber dem Leicbnam die Schragen nnd
Knrven, die in kurz gebacktem Rbythmns miteinander wett-
eifernden Licbt- nnd Farbenkontraste der Klagenden nnd
Helfenden; links nnterhalb der Diagonale die grosse Rnhe
der einen klaren Form, des einen Kontrastes zwischen
der lichten Franengestalt nnd dem formlosen Schatten-
dnnkel. Wie ein Ecbo der Magdalenengestalt nimmt redits
oben das feine Franenkopfcben noch einmal die Yertikale
nnd den kiihlen, hellen Klang anf, bestarkend, bestatigend :
das letzte Wort des Kiinstlers in dieser Begegnnng des
Lebens mit dem Tode. Aile Akzente sammeln sich anf der
Jngend, der Scbônbeit, dem Leben, und der Tod selber
sinkt nnr wie ein Schlaf anf den Menschen, lasst die Schon-
heit seines Leibes nocb bezwingender anfblülien. Der
Scbmerz aber adelt den Menscben nnd bricbt ihn nicht.
Und Magdalena, dieser Grenins des Lebens, hat dem G-rabe
scbon den Riicken gekehrt nnd lasst nocb einen letzten Blick
iiber die Apollogestalt des Toten gleiten — sie vergisst
nicht die Dornenkrone mit sicb zn nehmen, aber sie bleibt
in sich einig nnd ganz dem Leben verbnnden.
Im scharf von recbts einbrechenden Lichte lenchten der
fahle Korper nnd Magdalenens heller Mantel grell anf,
wahrend ailes librige, nnr von ein paar Scblagiichtern
gestreift, in einen warmen, schweren Bchattenton gebnnden
bleibt, ans dem sicb tiefes Rot nnd Grrün im Johannes, das
znm Himmel iiberleitende Hellgranblan des Mantels Mariæ,
sowie das Rotlichviolett des Kleides der Magdalena losen.
Der Scbliissel znr Farbigkeit des Bildes liegt in dem bnnten
Tnch, das von der Schnlter des Josef iiber seinen Unterarm
fallt nnd die Grundtone des Bildes nocb einmal anfklingen
lasst, dazn vermittelnd nnd erbellend das dieser einen Stel'le
vorbehaltene schone Gelb, w’elches für den Schopfer dieser
erstannlichen Komposition bezeichnend ist.
 
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