MÉLANGES HULIN DE LOO
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mit umstandlichen Beweisen seine personliche Ansicht,
dass diese neue Zuschreibung nicht aufrechterhalten
werden konne, zu verfechten. Berufenere mogen in dieser
Frage das letzte Wort sprechen. Nnr folgender Hinweis
sei gestattet :
Ausschliesslicher als irgend ein anderes Bild,sei es Scorel
oder Heemskerck, ist dieses von frischen Eindriicken
beherrscht, die der Maler nnr auf italienischem Boden in
solcber Intensitàt empfangen haben kann. Antike, oberita-
lienische und modern-romische Eindriicke durchdringen
sich in einer Weise, wie nur unmittelbarstes personliches
Erleben dies herbeiführen kann. Die Fonnensprache ist
gesàttigt von raffaelischen Motiven, die gedràngte figür-
liche Kompoisition aber weit mehr vom Geiste Michelan-
gelos beherrscht. Und wenn bei der « Magdalena » Raffaels
Londoner « Katharina von Alexandrien » Pâte gestanden
liât, so wachst dnrch die reife Pracht ihrer Erscheinung wie
aus unterbewussten Tiefen früherer Erlebnisse anch die
Strenge Mantegnas hindurch. Im Christnsleibe spricht,
durch Mantegna geweckt, ein erneuerter Rogier van der
Weyden; aber aus diesem Leibe wachst ein Kopf, den
Tizian eingegeben liât. Was den Nikodemus anlangt, so
fallt es schwer, nicht an Diirer, an den Philippus der Uffi-
zien zu denken. Und so romisch die Scharfe der Beleuch-
tung ist, die weichen Uebergange, die samtigen Dunkel-
heiten, die Warme und milde Leuchtkraft vieler Partien
liessen sich damais nur in Venedig erwerben.
Von den Niederlanden zu Diirer, von Venedig nach Rom
und schliesslich zuriick in die Heimat hat 1519-24 der Rei-
seweg Scorels gefiihrt. Es war seine Art, ailes aufzunehmen
und so in sich zu verarbeiten, dass die Quelle noch oft,
kenntlich bleibt, so sehr die Dinge personlicli durchformt
sind. Das Tempérament und der in unersattlichem Bil-
dungsdrang erworbene Formenschatz unseres kleisters
weisen ohne Frage auf Scorel und es wird nicht leicht sein,
im Leben Heemskercks eine Epoche zu nennen, wo eben-
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mit umstandlichen Beweisen seine personliche Ansicht,
dass diese neue Zuschreibung nicht aufrechterhalten
werden konne, zu verfechten. Berufenere mogen in dieser
Frage das letzte Wort sprechen. Nnr folgender Hinweis
sei gestattet :
Ausschliesslicher als irgend ein anderes Bild,sei es Scorel
oder Heemskerck, ist dieses von frischen Eindriicken
beherrscht, die der Maler nnr auf italienischem Boden in
solcber Intensitàt empfangen haben kann. Antike, oberita-
lienische und modern-romische Eindriicke durchdringen
sich in einer Weise, wie nur unmittelbarstes personliches
Erleben dies herbeiführen kann. Die Fonnensprache ist
gesàttigt von raffaelischen Motiven, die gedràngte figür-
liche Kompoisition aber weit mehr vom Geiste Michelan-
gelos beherrscht. Und wenn bei der « Magdalena » Raffaels
Londoner « Katharina von Alexandrien » Pâte gestanden
liât, so wachst dnrch die reife Pracht ihrer Erscheinung wie
aus unterbewussten Tiefen früherer Erlebnisse anch die
Strenge Mantegnas hindurch. Im Christnsleibe spricht,
durch Mantegna geweckt, ein erneuerter Rogier van der
Weyden; aber aus diesem Leibe wachst ein Kopf, den
Tizian eingegeben liât. Was den Nikodemus anlangt, so
fallt es schwer, nicht an Diirer, an den Philippus der Uffi-
zien zu denken. Und so romisch die Scharfe der Beleuch-
tung ist, die weichen Uebergange, die samtigen Dunkel-
heiten, die Warme und milde Leuchtkraft vieler Partien
liessen sich damais nur in Venedig erwerben.
Von den Niederlanden zu Diirer, von Venedig nach Rom
und schliesslich zuriick in die Heimat hat 1519-24 der Rei-
seweg Scorels gefiihrt. Es war seine Art, ailes aufzunehmen
und so in sich zu verarbeiten, dass die Quelle noch oft,
kenntlich bleibt, so sehr die Dinge personlicli durchformt
sind. Das Tempérament und der in unersattlichem Bil-
dungsdrang erworbene Formenschatz unseres kleisters
weisen ohne Frage auf Scorel und es wird nicht leicht sein,
im Leben Heemskercks eine Epoche zu nennen, wo eben-