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Innendekoration: mein Heim, mein Stolz ; die gesamte Wohnungskunst in Bild und Wort — 28.1917

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Vollert, Konrad: Persönlichkeit u. Innenarchitektur
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https://doi.org/10.11588/diglit.10024#0140

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120

INNEN-DEKORATION

Dem Architekten und seinen Helfern ist dabei das erste
und schließlich auch das letzte Wort eingeräumt. Die
Ansprüche an Behaglichkeit scheinen ein für allemal
festgelegt, oder werden doch von dem Bau- und Aus-
stattungskünstler nach seinen persönlichen Erfahrungen
neu erkundet und befriedigt. — Es
läßt sich nicht leugnen, daß wir auf
diesem Weg erst zu einer rechten
Wohnungskultur gelangt sind. Wir
haben gelernt, mit künstlerischen
Augen nach praktischen Lösungen
auszuschauen und den Geschmack
auch in den Grenzen des Notwendigen
zu voller Geltung zu bringen. Wir
können dabei den Künstler nicht ent-
behren. Aber wir müßten nun auch
noch lernen, dem Künstler unentbehr-
lich zu werden, d. h. die Berück-
sichtigung unseres persönlichsten Ge-
schmacks und Anspruchs zu seinen
Problemen hinzuzufügen. — Wie
häufig erlebt man es, daß, nachdem
der Innenarchitekt seine Arbeit ab-
geschlossen, die Bewohner in ihren
Räumen, trotz aller sie umgebenden
Schönheit ratlos sitzen, unbefriedigt
trotz all der praktischen Anlagen und
enttäuscht, da ja nunmehr für sie
nichts mehr zu tun ist. Es sind zwar
ihre Räume, aber sie sind in ihnen
fremd. Mit der Zeit regen sich per-
sönliche Wünsche: ein Bild, ein Mö-
belstück, durch alte Tradition wert-
voll, soll untergebracht werden. Man
macht sich daran, das Bild zu hängen,
doch es fügt sich nirgends in das mit
Bedacht ausgeführte Ganze. Der alte
Stuhl, der ererbte Schrank passen
nirgends zu der sich als abgeschlossen
erweisenden Ausstattung. Nirgends
vermag sich ein persönlicher Ton zur

R. L. F. SCHULZ. »BELEUCHTUNGSKÖRPER«

Geltung zu bringen, so persönlich der Geschmack auch
war, der den Ausbau der Wohnung bedingte. Man sieht
es ein, daß die Grenzen zu eng und zu starr waren, die
man um sich selbst gezogen. — Die Forderungen des
Geschmacks sind befriedigt, die des Gemüts jedoch fin-
den nicht ihre Erfüllung. Goethesche
Weisheit hat es ausgesprochen, daß
Persönlichkeit das höchste Glück der
Erdenkinder sei. Und dieses Glücks-
gefühl wollen wir am wenigsten im
eigenen Haus entbehren. — Die Ar-
beit des Architekten wird dadurch
in ihrem Wert nicht herabgemindert,
wenn sie mehr anregend und andeu-
tend, als abschließend und determi-
nierend wirkt. — Gewiß! Farbe und
Material, Begrenzung und Bestim-
mung des Raumes verlangen die ge-
setzeskundige Hand des Künstlers,
die ihnen die verborgenen Kräfte ent-
lockt und Mißklänge und plumpe
Verwirrung verhindert. Aber wie nur
er die Farbe erst leuchtend machen
und den Raum erst weiten und er-
füllen kann, so muß er sorglich auch
darauf bedacht sein, daß der Mensch,
dem sein Werk eine Wohnstatt sein
soll, sich selbst überlassen, täglich
erneut auch selbst die Hand anlegen
könne und so schließlich etwas
schaffe, wofür ihm — scheinbar —
zu Grundriß und Aufbau, Entwurf
und Ausführung die eigene Persön-
lichkeit den Maßstab gegeben.....

dr. konrad vollert- berlin.
*

aterialgerecht formen heißt
nicht, sich den Eigenschaften
des Materials beugen, sondern wis-
sen sie auszunutzen und zur höchsten
Wirkung zu steigern......a. m. s.

M"
 
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