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Innendekoration: mein Heim, mein Stolz ; die gesamte Wohnungskunst in Bild und Wort — 28.1917

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Pabst, A.: Maschinenproduktion und Handarbeit
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https://doi.org/10.11588/diglit.10024#0244

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INNEN-DEKORATION

PROFESSOR OTTO PRUTSCHER-WIEN

KINDERZIMMER, MÖBEL WEISSLACKIERT

genau zu arbeiten, daß jedes Ersatzstück irgendwo auf
der Erde in eine Maschine eingesetzt werden kann, ohne
einer besonderen Nacharbeit zu bedürfen.

In dieser Wertschätzung einer tadellosen Maschinen-
arbeit spricht sich zugleich die Tatsache aus, daß wir
bewußt oder unbewußt an die Erzeugnisse der Maschine
einen ganz anderen Maßstab anlegen müssen, als an die
Erzeugnisse der Handarbeit. An einer gestanzten Schale
wünschen wir etwas anderes zu sehen als an einer mit
dem Hammer getriebenen. Bekanntlich kommen neuer-
dings derartige Erzeugnisse der Kunstindustrie in den
Handel, die sogar die Hammerschläge künstlich nach-
ahmen; der Kenner wird indes eine solche Nachahmung

als wertlos verwerfen, er will eben den einzelnen Hammer-
schlag so sehen, wie ihn die Hand ausgeübt hat. Auch
ein mit der Hand getriebenes Ornament ist etwas ganz
anderes als ein durch mechanische Kraft gepreßtes, ebenso
wie ein geschmiedeter Vierkantstab etwas anderes ist als
ein gewalzter. Am überzeugendsten treten uns derartige
Unterschiede vielleicht an den Produkten der Holzschnit-
zerei entgegen, und nicht leicht wird man eine durch
Schnitzmaschine hergestellte Arbeit mit einer Hand-
schnitzerei verwechseln. Während die Handarbeit ein
individuelles Leben ausstrahlt, gleicht die Nachbildung
einer solchen durch die Maschine einer kalten Toten-
maske. Sucht die Maschine aber die Gefühle zu imitieren,
 
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