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Innendekoration: mein Heim, mein Stolz ; die gesamte Wohnungskunst in Bild und Wort — 28.1917

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Klausner, Siegfried: Das Herrenhaus v. Koerner in Mauer bei Wien
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https://doi.org/10.11588/diglit.10024#0327

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XXV111. JAHRGANG.

DARMSTADT.

SEPTEMBER 1917.

DAS HERRENHAUS v. KOERNER IN MAUER BEI WIEN

VON DR. SIEGFRIED KLAUSNER-WIEN

Es ist noch nicht so lange her, daß es bei uns
in Österreich als ein Vorrecht der auf den
Höhen der Menschheit Wandelnden galt, ihrem
Heim einen eigenen charakteristischen Stil zu
verleihen. Die große Mehrheit begnügte sich
mit schablonenhafter mehr oder weniger ge-
lungener Nachäffung kulturgeschichtlich geaichter
Moden. Die Prunkgemächer der Schlösser —
anderswo konnte man ja stilvolle Inneneinrich-
tungen nicht sehen — hatten freilich immer die
konventionelle Kälte der Museen. Auf Wohn-
lichkeit und Behaglichkeit legten ihre Schöpfer
keinen Wert. Die letzten zehn Jahre haben da
auch bei uns gründlich Wandel geschafft. Auch
wir in Osterreich haben es gelernt, unsere Woh-
nungen künstlerisch auszuschmücken, auch wenn
sie nicht prunkvolle Schlösser sind, und wir ver-
stehen es gut, mit der Kunst die Behaglichkeit,
mit dem Schönen das Angenehme und Nützliche
zu verbinden. Der kitschige Salon im Stil eines
Louis XIV. oder XV., das schablonenhafte Musik-
zimmer ä la Biedermeier, sie sind, Gott sei es
gedankt, nicht mehr das Ideal unserer Patrizier.
Unser Kunstgewerbe geht seine eigenen Wege, es
hat seinen Stil von heute und weiß mit oft ver-

blüffend einfachen Mitteln künstlerisch schöne
und dabei doch behagliche Räume zu schaffen,
die das Gepräge unserer eigenen Zeit tragen
und uns daher umso viel näher stehen. Raum
und Farben bieten dem Künstler der Innenein-
richtung die mannigfaltigsten Miltein, um schöne
dekorative Wirkungen zu erzielen. Und wo die
Natur mit ihrer ständig wechselnden Szenerie
einen immer neuen Hintergrund für die Werke
des Wohnungskünstlers bietet, dort kann sich
seine Phantasie desto reicher und mannigfaltiger
ausleben. Gerade Wien ist in dieser Beziehung
reich bedacht wie kaum eine andere Großstadt.
Von den bewaldeten Abhängen des Leopolds-
berges im Westen zieht sich ein fast ununter-
brochener Kranz von Villenvorstädten rings um
die Stadt auf den Ausläufern des Wienerwaldes
bis zu den alt-beliebten romantischen Tälern von
Mödling im Süden. Wald und Hügellandschaften
verbinden sich da immer zu neuen Motiven.
Und die Wiener Patrizier, die so glücklich sind,
ihr Heim hier aufschlagen zu können, haben es
auch gelernt, ihre Wohnungen künstlerisch auszu-
schmücken, wenigstens der größte Teil von ihnen.
— Eines der hübschesten Landhäuser ist die

1917. IX. 1.
 
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