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Innendekoration: mein Heim, mein Stolz ; die gesamte Wohnungskunst in Bild und Wort — 28.1917

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Renatus, Kuno: Zum vierten Jahre des Krieges
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https://doi.org/10.11588/diglit.10024#0339

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INNEN-DEKORATION

317

GUSTAV
GOERKE.
FENSTER-
NISCHE
MIT SOFA

irgendwie spüren, daß es deutsch empfunden ist. Aber
nicht in seinem Inhalt! Ein national sein wollendes Kunst-
werk ist so unbehaglich wie ein Spießbürger, der einem
fortwährend ohne Anlaß versichert, daß er ein »guter
Deutscher« sei.

Nein, wir sollen gar keinem irgendwie national orien-
tierten Geschmack nachlaufen, weder einem internatio-
nalen Exportgeschmack, noch einem national gefärbten
oder gar deutschtümelnden Nationalgeschmack. Wir
sollen uns einfach bemühen, etwas hervorzubringen, was
so schön wie möglich und innerlich wahr und echt ist.
Die Forderungen der Echtheit und Sachlichkeit, zu denen
unser neues Kunstgewerbe sich durchgerungen hatte,

dürfen auf keinen Fall hinter eine Gebärde des Deutsch-
sein-wollens zurückgestellt werden. Wenn unsere Pro-
duktion dann doch etwas mehr deutsche Physiognomie
bekommen sollte, als sie vor dem Kriege in den Tagen
des internationalen Globetrottertums aufwies, so wäre
das zu begrüßen als der naive Ausdruck davon, daß wir
mehr aufeinander angewiesen sein werden.

Bestimmender vermutlich wird für unsere künstle-
rische Produktion und namentlich für unsere dekorativen
Künste werden, daß wir nach dem Kriege sparen müssen.
Wie sehr wir sparen müssen, das wird uns erst nach
Friedensschluß recht zum Bewußtsein kommen, wenn
es daran geht, die Milliarden zu tilgen. Der Krieg hat
 
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