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Innendekoration: mein Heim, mein Stolz ; die gesamte Wohnungskunst in Bild und Wort — 28.1917

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Linkenbach, Hans Ludwig: Landhaus-Entwürfe von Chr. Musel, Mainz
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https://doi.org/10.11588/diglit.10024#0345

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INNEN-DEKORATION

323

etwas näher, so sehen
wir zunächst in Vor-
der- und Seitenansicht
sowie im Grundriß ein
geräumiges Wohnhaus,
das sich besonders gut
einer Rheinuferstraße
einfügen würde. Die
Architekturglieder wie
die Säulen sind aus
grauem Kalkstein ge-
dacht; die Wandflä-
chen in Naturputz; die
Fensterhölzer weiß, die
Läden grau, das Dach
aus rheinischem Schie-
fer. Die Haupträume
dieses Hauses sind nach
dem Garten zu geöff-
net. Von der Straße
aus wollte der Künst-
ler dem Hause eine
markante Form geben,
und er glaubte das am
besten durch die offene
vorspringende Halle in
Verbindung mit dem

architektonisch angelegten Vorhof zu erreichen. — Das
zweite Bild zeigt das Wohnhaus eines Arztes an der
Peripherie der Stadt oder an der Landstraße gelegen.
Für die Architekturglieder ist wiederum grauer Sand-

grundriss des erdgeschosses vorstehenden landhauses

stein verwandt; die Wände
Fensterläden sind grün ge-
strichen. — Der Speise-
zimmersaal in diesem Hause,
den ein weiteres Bild zeigt,
hat graue Wände und eben-
solches Deckenprofil. Die
Deckenfläche ist weiß ge-
strichen, Türe und Umrah-
mungen sind weiß lackiert.
Die Büfettnische wird far-
big ausgespannt. Die Mö-
bel sollen in poliertem Bir-
kenholz ausgeführt werden.
Der Boden erhält grau-
blauen, mit schwarz durch-
zogenen Teppichbelag. —
Ein für das Villenviertel'
einer Stadt bestimmtes
Landhaus stellt der dritte
Entwurf dar, während der
vierte die Gartenansicht
eines freistehenden Land-
hauses am Rhein zeigt. Bei
der dazu gehörigen Innen-
ansicht sehen wir die Ka-
minecke des Wohnzimmers
dieses Hauses. Der Kamin
besteht aus Muschelkalk-
stein; der darüberliegende
Wandschrank wird altver-
goldet, die Nische selbst
weiß gestrichen. Die Türen

tragen gelblichen Putz, die

grundriss des erdgeschosses des wohnhauses eines arztes

mit den geschnitzten
Pflastern sind aus Ei-
chenholz gedacht.eben-
so die umlaufenden
Wandleisten und die
Decken - Balken. Die
Wände erhalten eine
stark farbige Tapete;
der Fußboden wird mit
Linoleum belegt. •—
Mit diesen Angaben
sollen nur kurz die
architektonischen und
dekorativen Gedanken
des Künstlers angedeu-
tet werden; auf die
Einzelheiten der Aus-
führung kann erst ein-
gegangenwerden.wenn
die Häuser erbaut und
nach den Absichten des
Architekten eingerich-
tet sein werden. Jeden-
falls zeigen aber schon
diese kurzen Angaben,
wie sorgsam und mit
welch f einemVerständ-
nis Chr. Musel diese Entwürfe durchdacht und ausge-
drückt hat. Sie mögen dazu beitragen, auf das Kunst-
schaffen dieses verheißungsvollen Architekten, der ja
längst kein Unbekannter mehr ist, auch weitere Kreise

aufmerksam zu machen.....hans ludwig linkenbach.

*

Alles was Schönheit einer
£\. Form, eines Körpers
ist, ist kein sichtlicher, son-
dern ein fühlbarer Begriff;
im Sinne des Gefühls muß
also jede dieser Schönheiten
ursprünglich gesucht wer-
den. Das Auge ist nicht
ihr Ursprung, noch also ihr
Richter: es ist dazu zu flüch-
tig, zu seicht, zu superfiziell,
und eine Theorie über Form
und Gestalt durchs Auge
ist nicht eigentlicher, als
eine Theorie über die Töne
aus dem Geschmack: nicht
eigentlicher, als wenn jener
Blindgeborne sagte: die
rote Farbe ist, nun begreife
ichs, wie der Schall einer
Trompete. — Alle Schönheit
der Körper, als Formen, ist
also fühlbar; vom Gefühle
sind alle ästhetischen Aus-
drücke, die jene bezeichnen,
genommen, sie mögen an-
gewandt werden, wo sie
wollen: rauh, sanft, weich,
zart, Fülle, Regung, und
unendlich viel andre, sind
vom Gefühle. . . herder.
 
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