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Innendekoration: mein Heim, mein Stolz ; die gesamte Wohnungskunst in Bild und Wort — 28.1917

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Jaumann, Anton: Positive u. negative Form
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https://doi.org/10.11588/diglit.10024#0423

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INNEN-DEKORATION

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kunft nicht klar bekennt, geraten wir nun leicht in ein
peinliches Schwanken, das aus der Unsicherheit der Auf-
fassung herrührt. Sollen die Formen als modelliert und
aufgebaut aufgefaßt werden? Dem widerspricht das
Material, der Felsstein. Und daß sie durch Weghauen
entstanden, wie es der Stein eigentlich fordert, das ver-
eint sich dann oft wieder nicht mit der Form, besonders
wo die Statue im Grunde nur ein Tonmodell kopiert.
Natürlicher, eindeutiger ist der Eindruck stets, wo der
Block angedeutet bleibt, wo die negative Form des ent-
fernten Steins noch irgendwie mitgeschaut wird und die
Energie des Zerstörens, Aushöhlens, Abspaltens nach-

klingt. Wir sehen dann um die Figur herum auch noch
das System von Löchern, Klüften, Höhlen, Mulden, die
der Meißel geschlagen. Sie umkleiden, aber nicht wie
ein Kleid, das der Form schmiegsam nachgeht, sondern
wie ein zehrendes Nessusgewand, das Höhlungen ätzt,
das alles, was mürb und morsch ist, hinwegfrißt. — Die
»negative Form« überall da mitangedeutet zu sehen, wo
tatsächlich ein Hinwegnehmen stattfand, bietet einen
eigenartigenReizundein wichtiges künstlerisches Moment.
Die Ästhetik muß dann aber die subtraktive Formen-
entstehung ebenso gelten lassen wie den Aufbau. . . a. j.
* Das Schöne ist die Idee in adäquater Erscheinung, kant.

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