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Innendekoration: mein Heim, mein Stolz ; die gesamte Wohnungskunst in Bild und Wort — 41.1930

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Lang, Hugo: Vom optischen Raum-Erlebnis
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https://doi.org/10.11588/diglit.10703#0055

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VOM OPTISCHEN

zu den arbeiten von

Man begegnet heute zuweilen der Auffassung,
unsere Bau- und Raumgestaltung hätte es
»nicht mehr mit dem Auge« zu tun, es sei alles
nur reine Funktion, ohne jede optische Aspiration.
Das ist sehr schief gedacht. Selbst bei jedem rein
technischen Gerät stellt sich eine Absicht auf das
Optische ein, sobald es dem Menschen und seiner
Wohnwelt nahe tritt: das Auto, das Radiogerät,
der Eisschrank, der Staubsauger usw. . All das
Aktive, Dynamische, Funktionelle, das uns ia der
neuen Raumgestalt anreizt, — wodurch erfassen
wir es zunächst, wodurch erkennen wir es als
wesensgleich? Durch das Auge. Mit verbundenen
Augen wird solch neues Raumerlebnis schwerlich
möglich sein. Grundlegend und entscheidend
ist das optische Erlebnis der neuen Geräumigkeit
und Helle des neuen Wohnraums. Es ist das
Auge, das die konstruktive Leichtigkeit des neuen
Möbels erfaßt, die lebendigeren Gliederungen und
Verhältnisse der Flächen aufnimmt. Es ist das
Auge, dem all diese neuen »Apparate« im Wohn-
raum eine neue Sensation und ein Entzücken sind:
diese neuartigen Lampen und Leuchter, diese
Schränke und Behälter aus Metall und Glas und
polierten Holzflächen. Wie die Dinge jetzt stehen
im Raum, wie die Dinge jetzt hängen an der Wand,
die neuartige Erscheinungswelt asymmetrisch-ex-
zentrisch gelagerter Energien: wie erleben wir
sie? In überwiegendem Maße durch das Auge.

RAUM-ERLEBNIS

rchitekt paul läszlö

Das Auge ist ein sehr vielseitig differenziertes
Organ. Es gibt vor allem ein »statisches« und ein
»dynamisches Sehen«. Das erstere ist auf die
»passiv-frontal« gestalteten Dinge, das letztere —
das »Kino-Auge« der Neuzeit — ist auf »aktiv-
raumzeitliche« Wirkung eingestellt. Der neue

Wohn-Raum wendet sich an dieses Auge.....

*

Paul Läszlö hat Sinn für die sichtbare, rhyth-
misierte Dynamik des Wohnraumes. In seinen
Möbeln und Beleuchtungs-Körpern, seinen leb-
haft wirkenden Stoffen und den dazugestimmten
Tapeten ist eine versammelte, aber deutlich sicht-
bare »Motorik« und Spannung festzustellen: leben-
dige Wesenheit, die im Gebilde anschaulich wird.
In den Lichtbildern von Finsler ist dieser dyna-
mische Geist vorbildlich wirksam.....h.lang.



WIR LEBEN HEUTE in einem veränderten,
anderen Raum: wir leben in einem größeren
und doch zugleich geringeren Raum als alle Welt-
geschichte vor uns, leben wirklich »im Jahre 1«
oder im ersten Jahrzehnteinesneuen Raum-Maßes,
einer neuen Zeitrechnung — und tun meist noch
so, als ob der alte Raum einer alten Zeit uns noch
im Bann haben müßte.. Es gilt, bewußt alle Konse-
quenzen zu ziehen, die neue Wirklichkeit in allen
ihren Wirkungen zu realisieren: zu erfassen
und zu verwirklichen......Dr.ernst jäckh.

1930.1.5.
 
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