Innendekoration: mein Heim, mein Stolz ; die gesamte Wohnungskunst in Bild und Wort — 41.1930
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https://doi.org/10.11588/diglit.10703#0318
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Schiebelhuth, Hans: Spontanes Wohnen
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INNEN-DEKORATION
wohnung j. c. d'ahetze in paris »wohn- und esszimmer«. boden: gummibelag
»SPONTANES WOHNEN«
Es wird oft gesagt, daß die Wohnform von haltung fallen so sehr ins Auge, daß sehr häufig
heute »zu nüchtern« sei. Es steht daher zur der positive Gewinn darüber vergessen wird.
Diskussion, ob dieser Einwand berechtigt ist, und Naturnotwendig mußte sich dieser große »Zug
ob diese neusachliche Nüchternheit einer tatsäch- zur Spontaneität« in der Wohngesittung
lichim Zeitcharakter gegebnenTendenz entspricht, durchsetzen. Statt des üppigen seßhaften Behagens
Will man ergründen, ob der Mensch von verlangt das Zeitkind den exakten, straffmachen-
heute nüchterner sei als seine Eltern und Groß- den und leichtbeweglichen modernen Komfort,
eitern, dann wird man zu einem Ergebnis kommen, *
das genau auf die Formel: »Soviel Köpfe, soviel Wir lieben das Offene, Freie, Ungestaute,
Meinungen« paßt. Ganz allgemein läßt sich sagen, Unüberladene, Unbelastete. Wir lieben Möbel,
daß wir in manchen Stücken heute nüchterner die sich leicht herumrücken lassen, Luft und Licht
empfinden und denken, als die Leute vor dreißig mehr als Stimmung und Raumromantik; das
Jahren, — in anderen Dingen aber viel un- LebenstempounsererZeitist»Es-Dur-Allegro«;
nüchterner. Rauschlust, Phantastik, Exaltation wir begrüßen das Klare, Knappe, Kompakte; wir
haben ihre »Objekte gewechselt« — das ist alles, schätzen die Synkope, das Plötzliche, den Einfall;
* wir glauben an den Schwung, an das Franke in
Ganz fraglos aber ist der Mensch von heute unserer Wohngestalt; wir wollen die Sache, nicht
viel spontaner als etwa seine Großeltern. Die die traumträge Illusion, sondern die tastbare Wirk-
ganze Daseinsform ist freier, jegliche Lebens- lichkeit. . Spontan leben, »spontan wohnen«
regung direkter, auch der letzte Existenz-Ausdruck sind Zeitgebote. . Wenn die spontane Wohnform
unmittelbarer geworden. Die negativen Seiten nüchtern erscheint, wollen wir ihr daher ruhig
dieser Emanzipation der allgemeinen Lebens- ins Auge sehen und lächeln. . hans schiebelhuth.
INNEN-DEKORATION
wohnung j. c. d'ahetze in paris »wohn- und esszimmer«. boden: gummibelag
»SPONTANES WOHNEN«
Es wird oft gesagt, daß die Wohnform von haltung fallen so sehr ins Auge, daß sehr häufig
heute »zu nüchtern« sei. Es steht daher zur der positive Gewinn darüber vergessen wird.
Diskussion, ob dieser Einwand berechtigt ist, und Naturnotwendig mußte sich dieser große »Zug
ob diese neusachliche Nüchternheit einer tatsäch- zur Spontaneität« in der Wohngesittung
lichim Zeitcharakter gegebnenTendenz entspricht, durchsetzen. Statt des üppigen seßhaften Behagens
Will man ergründen, ob der Mensch von verlangt das Zeitkind den exakten, straffmachen-
heute nüchterner sei als seine Eltern und Groß- den und leichtbeweglichen modernen Komfort,
eitern, dann wird man zu einem Ergebnis kommen, *
das genau auf die Formel: »Soviel Köpfe, soviel Wir lieben das Offene, Freie, Ungestaute,
Meinungen« paßt. Ganz allgemein läßt sich sagen, Unüberladene, Unbelastete. Wir lieben Möbel,
daß wir in manchen Stücken heute nüchterner die sich leicht herumrücken lassen, Luft und Licht
empfinden und denken, als die Leute vor dreißig mehr als Stimmung und Raumromantik; das
Jahren, — in anderen Dingen aber viel un- LebenstempounsererZeitist»Es-Dur-Allegro«;
nüchterner. Rauschlust, Phantastik, Exaltation wir begrüßen das Klare, Knappe, Kompakte; wir
haben ihre »Objekte gewechselt« — das ist alles, schätzen die Synkope, das Plötzliche, den Einfall;
* wir glauben an den Schwung, an das Franke in
Ganz fraglos aber ist der Mensch von heute unserer Wohngestalt; wir wollen die Sache, nicht
viel spontaner als etwa seine Großeltern. Die die traumträge Illusion, sondern die tastbare Wirk-
ganze Daseinsform ist freier, jegliche Lebens- lichkeit. . Spontan leben, »spontan wohnen«
regung direkter, auch der letzte Existenz-Ausdruck sind Zeitgebote. . Wenn die spontane Wohnform
unmittelbarer geworden. Die negativen Seiten nüchtern erscheint, wollen wir ihr daher ruhig
dieser Emanzipation der allgemeinen Lebens- ins Auge sehen und lächeln. . hans schiebelhuth.