Innendekoration: mein Heim, mein Stolz ; die gesamte Wohnungskunst in Bild und Wort — 41.1930
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https://doi.org/10.11588/diglit.10703#0218
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Spann, Othmar: Individuum und Gesellschaft
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INNEN-DEKO RATION
ARCH. HANS BUSER. TR. SIMMEN & Cie.-BRUGG BLICK IN DEN WOHNRAUM. HAUS S.-BRUGG
INDIVIDUUM UND GESELLSCHAFT
Eine allgemeine Theorie der »Gesellschaft« Atom für sich, d.h.: er denkt es als schon vor
hat vor allem die Frage zum Gegenstande: Eingehen in eine bestimmte gesellschaftliche Ver-
worauf die Gesellschaft beruhe, auf dem Indivi- bindung geistig fertig — also notwendig als abso-
duum oder auf einer objektiven geistigen Wirk- lutes Individuum. Der Einzelne ist dem Indivi-
Mchkeit, die dann als arteigene Ganzheit etwas dualismus eine solche Selbstheit, die geistig auf
über den Individuen Stehendes, etwas Überindivi- sich selbst gestellt ist, ihren geistigen Bedürfnissen
duelles wäre. . Für die erstere Auffassung wäre nach für sich allein leben kann. Und die Gesell-
die Gesellschaft eine Summe von selbständigen schaft wird dann folgerichtig als bloß mechanische
Individuen. In den Individuen allein wäre der Zusammensetzung von Einzelnen aufgefaßt; nicht
Grund, das Ursprüngliche und Erste von Gesell- als etwas Eigenes, sondern als »Summation«. .
schaft und Staat gelegen. Diese Anschauung heißt Beides ist unrichtig: weder ist der Einzelne geistig
»Individualismus«. In jeder Form ist dem autark, noch ist die Gesellschaft eine bloße Summe,
Individualismus der Einzelne maßgebend, nicht eine mechanische Zusammensetzung Einzelner. .
die Gesamtheit. Der Individualismus erscheint *
auf den ersten Blick durchaus natürlich und ein- Die dem Individualismus entgegenstehende An-
leuchtend. . Es fragt sich aber dennoch, ob diese schauung heißt »Universalismus«. Danach ist
Lehre richtig ist? Die genaue Prüfung zeigt, daß der geistige Zusammenhang der Einzelnen als
sie mit falschen Begriffen arbeitet, und zwar so- eigenes Etwas zu denken, und dieses ist dann das
wohl mit einem falschen Begriff des Individuums Überindividuelle und Primäre, das Individuum
wie der Gesellschaft. Der Individualismus denkt dagegen das Abgeleitete, Sekundäre. Der Univer-
nämlich das Individuum notwendig als selbständig, salismus hat in der Geistesgeschichte eine noch
als geistig selbstbestimmt, »autark«, gleichsam als bedeutendere Rolle gespielt als der Individualis-
INNEN-DEKO RATION
ARCH. HANS BUSER. TR. SIMMEN & Cie.-BRUGG BLICK IN DEN WOHNRAUM. HAUS S.-BRUGG
INDIVIDUUM UND GESELLSCHAFT
Eine allgemeine Theorie der »Gesellschaft« Atom für sich, d.h.: er denkt es als schon vor
hat vor allem die Frage zum Gegenstande: Eingehen in eine bestimmte gesellschaftliche Ver-
worauf die Gesellschaft beruhe, auf dem Indivi- bindung geistig fertig — also notwendig als abso-
duum oder auf einer objektiven geistigen Wirk- lutes Individuum. Der Einzelne ist dem Indivi-
Mchkeit, die dann als arteigene Ganzheit etwas dualismus eine solche Selbstheit, die geistig auf
über den Individuen Stehendes, etwas Überindivi- sich selbst gestellt ist, ihren geistigen Bedürfnissen
duelles wäre. . Für die erstere Auffassung wäre nach für sich allein leben kann. Und die Gesell-
die Gesellschaft eine Summe von selbständigen schaft wird dann folgerichtig als bloß mechanische
Individuen. In den Individuen allein wäre der Zusammensetzung von Einzelnen aufgefaßt; nicht
Grund, das Ursprüngliche und Erste von Gesell- als etwas Eigenes, sondern als »Summation«. .
schaft und Staat gelegen. Diese Anschauung heißt Beides ist unrichtig: weder ist der Einzelne geistig
»Individualismus«. In jeder Form ist dem autark, noch ist die Gesellschaft eine bloße Summe,
Individualismus der Einzelne maßgebend, nicht eine mechanische Zusammensetzung Einzelner. .
die Gesamtheit. Der Individualismus erscheint *
auf den ersten Blick durchaus natürlich und ein- Die dem Individualismus entgegenstehende An-
leuchtend. . Es fragt sich aber dennoch, ob diese schauung heißt »Universalismus«. Danach ist
Lehre richtig ist? Die genaue Prüfung zeigt, daß der geistige Zusammenhang der Einzelnen als
sie mit falschen Begriffen arbeitet, und zwar so- eigenes Etwas zu denken, und dieses ist dann das
wohl mit einem falschen Begriff des Individuums Überindividuelle und Primäre, das Individuum
wie der Gesellschaft. Der Individualismus denkt dagegen das Abgeleitete, Sekundäre. Der Univer-
nämlich das Individuum notwendig als selbständig, salismus hat in der Geistesgeschichte eine noch
als geistig selbstbestimmt, »autark«, gleichsam als bedeutendere Rolle gespielt als der Individualis-