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Innendekoration: mein Heim, mein Stolz ; die gesamte Wohnungskunst in Bild und Wort — 41.1930

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Wenzel, Alfred: Maschine und Hausgerät
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Geron, Heinrich: Der Ruf nach Klarheit
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https://doi.org/10.11588/diglit.10703#0497

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gewissen Grade unentbehrlich; das Wichtigste an
der Wohnung sind sie nicht; ja, man kann sogar
sagen, daß der Anblick besonders »betonter«
Apparaturen im feiner empfindlichen Menschen
nicht einmal den Eindruck des wirklichen »Kom-
forts« auslöst. Wir verlangen von den Apparaten,
die wir uns im Hause halten: — daß sie von bester
Haltung, zuverlässig und zur Hand sind, aber un-
auffällig bleiben, wenn wir ihrer nidit benötigen.

Es ist das Schöne und Beruhigende an der
reinen Technik, daß sie stetig und unbeirrbar,
scheinbar eigenen immanenten Gesetzen folgend,
ihren Weg geht. Die Maschinen, an denen sie
verbessernd arbeitet, oder die sie neu erfindet,
zeigen deutlich, wie das Vervollkommnungs-Be-
streben nicht nur nach der Erzielung einer immer
höheren Leistungsfähigkeit tendiert, son-
dern auch nach der immer knapperen Gestalt.
Ist dafür zunächst auch nur die Absicht bestim-
mend, den Materialverbrauch möglichst zu redu-
zieren, so entspricht doch gerade dieses ratio-
nelle Ergebnis durchaus dem im Gefühl begrün-
deten Wunsche, den wir hegen: die »Maschine«,
den »Apparat«, das »Geräte« so unauffällig, so
»dezent« wie möglich zu sehen.. Dr. alfred wenzel.

DER RUF NACH KLARHEIT

Man kann beobachten, daß Zeiten und Men-
schen, die sich am wenigsten über sich sel-
ber klar sind, am lautesten nach »Klarheit«
rufen. Auch bei uns Modernen kommt die For-
derung nach Klarheit nicht daher, daß wir mit uns
selbst im Reinen sind. Ganz im Gegenteil: unsere
Lage erinnert sehr an die der Kinderchen im Irr-
wald. Wir sind nicht einfach; fühlen aber, daß
wir einfach werden müssen. Wir leben nicht
schlicht und sachlich; spüren aber, daß nur Schlicht-
heit und Sachlichkeit uns retten, in den neuen
Lebens - Bedingungen aufrechterhalten können.
Unsere Lebenssicherheit im Technischen und In-
tellektuellen ist ungeheuer; wir sind der Meinung,
daß wir durch diese Kräfte der Welt Herr werden
und bleiben können. Ob diese Meinung berech-
tigt oder ein Wahn ist, bleibe dahingestellt. Un-
streitig richtig ist es aber, daß wir mit unseren
stärksten Waffen, der Vernunft und der Technik,
heute dem Problem »Leben« gegenüber treten.
Und die Grundforderung der Vernunft ist eben:
so klar wie möglich, und die der Technik: so
sachlich wie möglich zu sein. . . Heinrich geron.
 
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