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Innendekoration: mein Heim, mein Stolz ; die gesamte Wohnungskunst in Bild und Wort — 41.1930

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Gravenkamp, Curt: Der Garten im Haus
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Lang, Hugo: Theorie und Praxis
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https://doi.org/10.11588/diglit.10703#0455

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haus & garten, frank & wlach-w1en bücherei in einem wohnraum

DER GARTEN IM HAUS

Blumentöpfe auf Fensterbänken sind wir ge-
wohnt, auch Blumentische und Blumenständer.
Aber aus den dunklen Zimmern drängte das pflanz-
liche Leben immer nach außen, zum Licht,
und vielfach mußten die Pflanzen verkümmern. .



Heute ist es anders. Heute zieht der Garten
ein in das Haus. Breite und hohe Fenster ermög-
lichen das Leben von Blumen und Pflanzen in licht-
hellen Räumen. Man versteht es mit einem Male,
die Fensterfront eines Zimmers so zu gestalten,
daß ein kleiner Garten da entstehen kann, als Über-
leitung zu der freien Natur des Hausgartens drau-
ßen. Man unterbricht auch die übrigen Wände mit
Pflanzenvitrinen, man stellt Blumenbäume auf den
Boden, deren Zweige vor den glatten Wandflächen
sich bewegen. Wenn man im Frühling oder im
Sommer die bis an die Decke verglaste Außen-
wand herunterläßt, kommen Wind und Sonne
bis in die Tiefen des Raumes hinein, sie rühren
an die Blätter und Blüten der Pflanzen drinnen
und manchmal scheint es, als ob die ganze weite
Natur von dem Hause selbst Besitz ergreifen wollte.

Dies zeigen auch die Terrassen-Gärten. Auf
den flachen Dächern setzt sich der Garten fort:
schwebend zwischen Himmel und Erde. Hier,
wo das Haus aufhört, auf einer zweiten, einer
höheren, luftigen Ebene, beginnt die Natur ihren
Zauber wieder auszuüben, hier oben sind Blumen,
Ranken und Staudengewächse der Sonne und den
Wolken am nächsten. Wer von hier in die Tiefe
schaut, dessen Auge begegnen die Kronen der
Bäume, die im Garten stehen und mit schwanken-
den Zweigen leichte Schatten werfen über das
Geländer des Dachgartens auf schmale Kies-
wege und ein buntes Beet. . . . curt gravenkamp.



THEORIE U. PRAXIS sind nicht Gegensätze,
sondern nichts ist so praktisch wie eine
richtige Theorie«, sagt Prof. Linton-Stockholm.
»Der Tatmensch ist imstande, unter der Frage, die
ihm gestellt wird, die Frage zu entdecken, die sich
stellt«, sagt B. Grasset. . Die in der Praxis sich
bewährende »richtige Theorie« ist demnach
jene, die nicht von der subjektiven, sondern von
der objektiven Gegebenheit sich herleitet. . h. l.

1930. XI. 4.
 
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