Innendekoration: mein Heim, mein Stolz ; die gesamte Wohnungskunst in Bild und Wort — 41.1930
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https://doi.org/10.11588/diglit.10703#0056
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Renner, Paul: Anschauung und Begriff
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INNEN-DEKORATION
ARCHITEKT
P. LÄSZLÖ-
STUTTGART
BEWEGLICHER WANDLEUCHTER IM SCHLAFZIMMER SCH. MESSING VERSILBERT
ANSCHAUUNG UND BEGRIFF
Konstruktiv« ist nicht dasselbe wie »kon-
struiert«. Im Konstruierten und im Kon-
struktiven treten sich zwei Welten gegenüber:
die Welt der Begriffe und die Welt der An-
schauung. Es sind zwei wesenhafte, ebenbürtige
Bezirke, von denen jeder seine eigenen Gesetze
hat. . Man sollte an diesen Unterschied zwischen
der Welt der Begriffe und der ganz anderen Welt
der Anschauung immer wieder erinnern, weil
dieser Gegensatz heute von zwei Seiten geleugnet
wird: von den künstlerisch Unbegabten, die nur
in der begrifflichen Sphäre leben und aus ihr Pro-
gramme für eine neue Kunst entwerfen; ebenso
aber von den starken Künstlernaturen, den eigent-
lichen Schöpfern der neuen Kunst, die allen intel-
lektuellen Programmen zum Trotz immer wieder
unbewußt die Gesetze der Gestaltung erfüllen;
— sie erleben die Welt so ausschließlich durch ihre
Augen, daß sie von der begrifflichen Welt zu wenig
wissen, in der das Nur-konstruierte allein Sinn
haben könnte. — Wenn man elementare konstruk-
tive Formen für die Anschauung schaffen will,
kommt man mit elementaren geometrischen Kon-
struktionen nicht aus! In der Wirklichkeit der For-
men gilt für die Sphäre der Anschauung nicht die
»absolute« sondern die »relative« Form oder Farbe.
Ob eine Konstruktion »richtig« ist, das läßt sich
nachrechnen; ob sie aber den Anspruch erheben
darf, in der Sphäre der Anschauung, also als ein
Werk der bildenden Kunst zu gelten, darüber ent-
scheidet nur das menschliche Auge. . paulrenner.
INNEN-DEKORATION
ARCHITEKT
P. LÄSZLÖ-
STUTTGART
BEWEGLICHER WANDLEUCHTER IM SCHLAFZIMMER SCH. MESSING VERSILBERT
ANSCHAUUNG UND BEGRIFF
Konstruktiv« ist nicht dasselbe wie »kon-
struiert«. Im Konstruierten und im Kon-
struktiven treten sich zwei Welten gegenüber:
die Welt der Begriffe und die Welt der An-
schauung. Es sind zwei wesenhafte, ebenbürtige
Bezirke, von denen jeder seine eigenen Gesetze
hat. . Man sollte an diesen Unterschied zwischen
der Welt der Begriffe und der ganz anderen Welt
der Anschauung immer wieder erinnern, weil
dieser Gegensatz heute von zwei Seiten geleugnet
wird: von den künstlerisch Unbegabten, die nur
in der begrifflichen Sphäre leben und aus ihr Pro-
gramme für eine neue Kunst entwerfen; ebenso
aber von den starken Künstlernaturen, den eigent-
lichen Schöpfern der neuen Kunst, die allen intel-
lektuellen Programmen zum Trotz immer wieder
unbewußt die Gesetze der Gestaltung erfüllen;
— sie erleben die Welt so ausschließlich durch ihre
Augen, daß sie von der begrifflichen Welt zu wenig
wissen, in der das Nur-konstruierte allein Sinn
haben könnte. — Wenn man elementare konstruk-
tive Formen für die Anschauung schaffen will,
kommt man mit elementaren geometrischen Kon-
struktionen nicht aus! In der Wirklichkeit der For-
men gilt für die Sphäre der Anschauung nicht die
»absolute« sondern die »relative« Form oder Farbe.
Ob eine Konstruktion »richtig« ist, das läßt sich
nachrechnen; ob sie aber den Anspruch erheben
darf, in der Sphäre der Anschauung, also als ein
Werk der bildenden Kunst zu gelten, darüber ent-
scheidet nur das menschliche Auge. . paulrenner.