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Innendekoration: mein Heim, mein Stolz ; die gesamte Wohnungskunst in Bild und Wort — 41.1930

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Spann, Othmar: Individuum und Gesellschaft
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Kreis, Wilhelm: Natürliche Gestaltung
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https://doi.org/10.11588/diglit.10703#0221

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INNEN-DEKORATION

201

mus. Der Universalismus erscheint auf den ersten
Blick vielleicht übertrieben, als ob er dem Ein-
zelnen seine geistige Selbstgenügsamkeit nähme.
Aber, genau gesehen, erklärt uns er allein, was
der Einzelne geistig ist. Nach ihm leitet der Ein-
zelne das, was er innerlich ist, sein geistiges Sein
und Wesen, nicht aus sich selbst als Einzelner ab,
sondern bildet und baut sich erst mit dem Zusam-
mensein mit anderen auf, schafft und erhält sich
als geistiges Wesen erst durch die innigste und
vielfältigste Verbindung mit anderen geistigen
Wesen. Die geistige Gemeinschaft ist so der
Lebensquell und die Lebensluft des Einzelnen.



So angesehen, ergibt sich nun »Gesellschaft«
als ein reales Etwas: jener lebendige Widerhall
der Geister, jener geistige Zusammenhang Vieler,
in welchem der Einzelne als geistiges Wesen sich
erst gebiert und zu dem wird, was er wirklich
ist, eine vernünftige, ausgebildete Persönlichkeit.
»Gesellschaft« ist danach nicht mehr eine bloße
Zusammengesetztheit von Individuen, eine äußer-
liche Verbindung, sondern Gesellschaft ist jetzt
ein eigenes geistiges Etwas, damit aber die Le-
bensbedingung des Einzelnen und somit notwen-

dig ein durch und durch ethisch zu wertendes Ge-
bilde. Die Gesellschaft steht über den Individuen,
da sie als das geistige Ineinander, als die Lebens-
form der Individuen erscheint. Die Werdekraft
der Individuen liegt in ihrem geistigen Zusammen-
hange, im Ganzen. . prof. Dr. othmar spann (in »haupt-

theorien der volkswirtschaftslehre«. verlag quelle äc meyer, leipzig).



NATÜRLICHE GESTALTUNG

Es steht uns Lebenden nicht recht an, von un-
serem eigenen Schaffen als von »Baukunst«
zu sprechen, wohl aber dürfen wir »Richtiges«
und »Falsches« unterscheiden und werden in
der steigenden Erkenntnis für das Richtige endlich
auch das Gefühl für die neue Schönheit die-
ser neuen Wahrheit finden. . Erst aus der natür-
lichen, auf dem sicheren Boden der Plattform
der Bauwissenschaft und Technik zu begründen-
den, wieder naiv gewordenen Gestaltung erwächst
das, was das Gefühl als Kunst empfindet. . Viel-
leicht ist ein großer Teil des bereits Erreichten
in diesem Sinne historischer Wert und darf als
Geschichte unseres Kunstschaffens im statu nas-
cendi einmal angesprochen werden. . Wilhelm kreis.

1930. V. 3.
 
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