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Innendekoration: mein Heim, mein Stolz ; die gesamte Wohnungskunst in Bild und Wort — 41.1930

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Gravenkamp, Curt: Die schöne Maserung
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https://doi.org/10.11588/diglit.10703#0380

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INNEN-DEKORATION

ARCHITEKT BERNHARD PFAU-DÜSSELDORF BLICK IN DIE KÜCHE. HAUS L.~ DÜSSELDORF

DIE SCHÖNE MASERUNG

Wie das moderne Haus überall den Materialien wurde fast ausschließlich zur Flächenbelebung
Möglichkeiten gibt, »aktiv« zu bleiben, indem benutzt, und gleichgeäderte Furnierblätter wurden
die Baustoffe Beton, Metall, Glas unverhüllt auf- auf den Fronten des Kastenmöbels symmetrisch
treten, so wird auch dem Naturstoff des Möbels — angeordnet, sodaß sie sich zu einem großen Natur-
dem gewachsenen Holz — ein erhöhter Anteil Ornament zusammenschlössen. . Technisch ver-
an der endgültigen Erscheinung zugewiesen. Auf fährt man heute kaum anders als damals, nur daß
den großen polierten Flächen treten die schönsten die handwerklichen Methoden durch Indienststel-
Wirkungen des Holzes, die gewellten Bildungen lung der Maschine exakter geworden sind. Un-
der Maserung mit Nachdruck in den Vorder- sere modernen geradflächigen Möbel stehen ohne
grund und bestimmen den ästhetischen Gesamtein- Ornamentik bewußt unsymmetrisch in den Zim-
druck eines Möbels oft in entscheidender Weise, mern; ihr einziger Dekor ist die natürliche Mase-
Die Maserung ist für die künstlerische Gestal- rung der Sperrholz-Furniere, deren naturhafte
tung des Möbels bisher nur in einer Epoche voll Musterung der handwerklichen Produktion un-
ausgenutzt worden: im Zeitalter des »Klassizis- erschöpfliche Möglichkeiten bietet. Es liegt nahe,
mus« vor etwa hundert Jahren. Die Intarsia der an die zeitgemäße VerschmelzuDg »naturhafter«
Spätrenaissance, die Marketerie des Rokoko Wirkungen mit technisch präziser Handarbeit
kamen schon mit dem Louis XVI. mehr und mehr auch anderswo zu denken: an die Verlauf-Glasuren
außer Mode, und das glatte Furnier beherrschte der Keramik, an die Wirkungen der Handwebe-
zunehmend den Stil des klassizistischen Möbels rei u. a. m. . Die Maserung am Möbel stellt eine
bis ins Biedermeier. Solche Furniere von Maha- in Haus und Wohnraum hineingetragene Natur-
goni, Zeder, Pappel, Taxus, Esche oder Birnbaum Schönheit dar, erfaßt von einem Gefühl, das eine
mit geflammten Maserungen bedeckten oft das Verschmelzung natürlichen Waltens mit mensch-
ganze Möbel von oben bis unten. Die Maserung lichem Formwillen sucht. . . Dr. curt gravenkamp.
 
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