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Innendekoration: mein Heim, mein Stolz ; die gesamte Wohnungskunst in Bild und Wort — 41.1930

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Matzke, Frank: Baukunst als zentrale Kunst
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https://doi.org/10.11588/diglit.10703#0106

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86

INNEN-DEKORATION

prof. emil f ahrenkamp - düsseldorf wohnsalon im »parkhotel haus rechen«

erschiene; doch will sie es in Stellvertretung haben,
mittelbar, ausgedrückt durch »Sachliches«. (Dies
der tiefste und wesenhafteste Kern jener Sachlich-
keit, die wir wirklich haben, und die durch eine
vielberufene »neue Sachlichkeit« vielfach ver-
fälscht, ja oft ins Gegenteil verkehrt wurde.) Und
welche Kunstgattung ist so sehr »Sache« wie die
Baukunst? Bei welcher wäre das (seelische)
Empfinden des Künstlers durch so viel (ding-
liche) Medien gegangen, bevor es im gestalteten

Werk in die Erscheinung trat?...........

Und was das zweite angeht, so ist ein wei-
teres Merkmal dieser Zeit ihr Streben nach Ein-
heit. Sie hat es verlernt, das Leben in Gebiete
zerfallen zu lassen, zwischen denen es wenig Ge-
meinsames gab und wovon jedes anderen Gesetzen
unterstand. Diese Zeit will nur ein Bereich des
Lebens und Empfindens. Was sich diesem Bereich
nicht einfügt, läßt sie fallen. . Die Baukunst ist
immerumuns; sie will nicht eigens aufgesucht
werden und verlangt keine Vorbereitung und Feier-
stunde. Sie tritt uns in vollen Momenten des Lebens
entgegen, im Gewühl des Tages, von Sonne be-
leuchtet und vom Himmel überwölbt; sie trifft uns

auf den Wegen der Tätigkeit, sie fordert nicht
— wie Bilder oder Plastiken — »Abkehr« von
der Wirklichkeit und eine eigene, nur auf sie
gerichtete innere »Sammlung«. Die Baukunst ist
lebendiges Glied der großen Wirklichkeit. .



Bei dem Spanier Ortega y Gasset heißt es:
»Die Bilder, die uns ins Herz gedrungen sind,
hängen nicht in den Museen, wohin wir gingen, um
,Bilder* zu sehen, sondern vielleicht als beschei-
denes Täfelchen im Halblicht eines Zimmers, in
das uns das Leben mit sehr andern Vorsätzen ver-
schlug. Im Konzert versagt die Musik, — die uns
mit einem Male, wenn wir in Gedanken versunken
durch die Straßen gehen, vom Instrument des
blinden Geigers hertönend, die Seele anrührt.« .

Ein untrügliches Zeichen ist immer auch jener
Einfluß, den eine Kunstgattung auf die benachbarte
ausübt. In den vergangenen Jahrzehnten hat man
Häuser gebaut fast wie Bilder. Heute malt man
Bilder fast wie Bauwerke. . Auch im Formalen
ist ein Architektonisches in die Bilder eingezogen:
jener Wille zur Verfestigung, zum »Bau«, den
wir alle kennen und erleben.....frank matzke,
 
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