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Innendekoration: mein Heim, mein Stolz ; die gesamte Wohnungskunst in Bild und Wort — 41.1930

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Rischowski, Edith: Raum-Ausdeutung
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https://doi.org/10.11588/diglit.10703#0122

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102

INNEN-DEKORATION

professor ernst lichtblau-wien. »einraum-wohnung«. ausstellung im österr. museum in wien

»

RAUM-AUSDEUTUNG«

Die Parole vom »leeren Zimmer«, noch eben so Möbels, sein federndes Gerippe, die Eleganz
sehr umkämpft und so oft mißverstanden, seiner Balance, die klare Massengliederung, seine
steht heute nicht mehr ernsthaft zur Debatte. Ihr Beziehungen zum Raum vermitteln dynamische
prinzipieller Gehalt ist fast unmerklich Gemein- und statische Erlebnisse. . Eine wesentliche Un-
gut geworden. Nicht mehr: einen Raum »leer« terstützung erfährt der Eindruck durch die Farbe,
machen, vielmehr den Raum »ausdeuten«: In die überraschenden Wirkungen aus dem Zu-
d. h. seinen realen, seinen körperlichen Gegeben- sammenklang oder der Gegensätzlichkeit von
heiten nachgehen, sie bejahen, sie interpretieren — Decke, Wand und Boden, in die Wirkungen
allein darauf kommt es heute an. Denn der Raum aus der Bindung oder der farbigen Gliederung des
als solcher, sein Volumen, seine Dehnung, seine Raumes sind die Möbel einbezogen; ihre Stellung
Gelenke, seine Lichtführung sind neu dem Be- ist nicht mehr zufällig, sondern wieder bedingt. .
wußtsein einverleibt; das ist die Grundlage un- Es zeigt sich, daß die kubischen Bauformen, die
serer neuen Wohn-Ästhetik. Vom Raum her, Kastenmöbel und die wesentlich statische
von seiner Gestaltung, die im Sinne ästhetisch- Grundeinstellung mit der Tradition enger verbun-
formaler Neuerung geschieht, vielfach bestimmt den bleiben, auch selbst in der Farbgebung und
durch die Momente der soziologischen Neubil- der Materialwahl, als die fluktuierenden Bau-
dungen dieser Zeit, vom Raum-Erlebnis aus wird körper und Raumvorstellungen, für die nun auch
das Möbel als Funktion und Eigenwert faßbar, die Farbe nicht mehr akzessorisch und dekorativ,
Das Mißverständnis: Sachlichkeit gleich Nüch- sondern wesentlich form- und raumbildend
ternheit zu setzen, wird ad absurdum geführt in der ist. Hier werden deutlich die Ansätze und Ström-
geschmeidigen Verschmelzung von Raum und ungen fühlbar, die das Wachsen eines neuen
von Körper. Die konstruktive Durchbildung eines »Stils« erkennen lassen......edith rischowski.
 
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