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Innendekoration: mein Heim, mein Stolz ; die gesamte Wohnungskunst in Bild und Wort — 41.1930

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Schürer, Oskar: Die Farbe im Wohnraum
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https://doi.org/10.11588/diglit.10703#0140

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INNEN-DEKORATION

ARCHITEKT FRITZ GROSS IN WIEN SPIELTISCH AUS ROSENHOLZ UND SESSEL

DIE FARBE IM WOHNRAUM

Die Farbe als lebensbeschwingendes Moment ben anwenden, die Raum schaffen. Und hier
in unser Wohnen einbeziehen — so könnte liegt nun auch ein wichtiges Feld für eine Um-
man das Bestreben nach farbiger Durchkultivie- Stellung der gewohnten Farbkultur als Wohnungs-
rung unserer Wohnräume neünen, wie es in den Element. Man meidet heute die vollklingenden
letzten Jahrzehnten zu manch schönen Ergebnissen Farben als Wandbekleidung, man wählt zurück-
führte. Man suchte das ganze Zusammen von Bild tretende Farben, ruhige Musterungen auf den Tape-
und Wand und Möbel und Gardinen zu einer ten. Und man »vergrößert« dadurch seine Zimmer,
schönen Klangfolge abzustimmen, deren Durch- Diese »Raumvergrößerung« ist natürlich ein rein
kosten das Erlebnis der architektonischen Gestal- psychologisches Moment. Wir werden es noch
tung des Äußeren in einem andern künstlerischen klarer durchschauen, wenn wir auch die neue Ein-
Bereich wiederholte. . Heute nun bemerken wir richtung der Wohnräume betrachten. Man schafft
ein anderes Bestreben. Es geht von der Notwen- heute nicht mehr raffinierte Klänge durch die Zu-
digkeit des Tages aus. Jene Farbenkultur der sammenstimmung von Möbel und Wand. Man
Wohnung verlangt große Räume. Die Farbe vermeidet jedes Allzuviel an Form und Farbe
braucht »Platz«, um sich auszuwirken. Diesen beim Möbel — genau wie bei der Wandgestal-
Platz vermögen die neuen Klein-Wohnräume tung. . Man beschränkt sich auf die notwendigsten
nicht mehr zu geben. In engsten Raum, der früher Linien und Kurven, beschränkt den Raumanspruch
vielleicht einem einzigen Zimmer zugestanden des Möbels und vermeidet anspruchsvolle Be-
werden konnte, muß heute die ganze Wohnung Ziehungen zwischen Möbel und Raum — und seien
zusammengedrängt werden. Wir können uns in es auch nur solche der klingenden Farbakkorde,
diesen kleinen Zimmern nichtmehr Farben, die Man neutralisiert nach Möglichkeit, man bemüht
»Raum verbrauchen«, leisten. Wir müssen Far- sich um »Leere« (in wörtlichem und übertragenem
 
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