Innendekoration: mein Heim, mein Stolz ; die gesamte Wohnungskunst in Bild und Wort — 41.1930
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https://doi.org/10.11588/diglit.10703#0142
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Schürer, Oskar: Die Farbe im Wohnraum
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INNEN-DEKORATION
FRITZ GROSS-WIEN. KREDENZ U. GLASERKASTEN IM SPEISEZIMMER L. WACHHOLDER- UND ROSENHOLZ
Sinne), um für die primitivste Funktion des Woh-
nens in Gehen und Sitzen Raum zu gewinnen.
Das psychologische Moment des Ergebnisses
wird nun deutlich. Der farbige Wohnraum von
gestern beschäftigte uns stark. Er beschäftigte
rein physiologisch unsern Augensinn, er beschäf-
tigte aber auch unser ganzes Empfinden. Man
leistete Arbeit — in gewissem Sinn — in der Auf-
nahme solcher Räume, und das Wohlgefühl, das
sie auslösten, bestand in der durch ihre Größe
gebotenen Möglichkeit, von dieser Arbeitsleistung
beglückt wieder ausruhen zu können. Dies Ruhe-
gefühl war gesättigt von reichen Eindrücken. .
Gerade dies Ausruhen von der Eindrucks-Ver-
arbeitung vermöchten die heutigen Klein-Wohn-
räume nicht mehr zu geben. In ihrer Enge wäre
man überbeschäftigt durch all den Anspruch der
Farben und Formen. Man käme gar nicht zum
Genuß, sondern bliebe in der Arbeitsfülle der
Aufnahme befangen. Beunruhigung wäre der
Effekt. Wohnen aber ist »Ruhen«. Und zum
Wesen des umzirkten Raumes gehört es, daß er
Ruhe vermittelt. Die läßt sich in der Platzbe-
schränktheit der heutigen Zimmer nur durch Ver-
zicht auf alle unnötige Beschäftigung erreichen.
In unserm Fall heißt das: jede übermäßige Augen-
INNEN-DEKORATION
FRITZ GROSS-WIEN. KREDENZ U. GLASERKASTEN IM SPEISEZIMMER L. WACHHOLDER- UND ROSENHOLZ
Sinne), um für die primitivste Funktion des Woh-
nens in Gehen und Sitzen Raum zu gewinnen.
Das psychologische Moment des Ergebnisses
wird nun deutlich. Der farbige Wohnraum von
gestern beschäftigte uns stark. Er beschäftigte
rein physiologisch unsern Augensinn, er beschäf-
tigte aber auch unser ganzes Empfinden. Man
leistete Arbeit — in gewissem Sinn — in der Auf-
nahme solcher Räume, und das Wohlgefühl, das
sie auslösten, bestand in der durch ihre Größe
gebotenen Möglichkeit, von dieser Arbeitsleistung
beglückt wieder ausruhen zu können. Dies Ruhe-
gefühl war gesättigt von reichen Eindrücken. .
Gerade dies Ausruhen von der Eindrucks-Ver-
arbeitung vermöchten die heutigen Klein-Wohn-
räume nicht mehr zu geben. In ihrer Enge wäre
man überbeschäftigt durch all den Anspruch der
Farben und Formen. Man käme gar nicht zum
Genuß, sondern bliebe in der Arbeitsfülle der
Aufnahme befangen. Beunruhigung wäre der
Effekt. Wohnen aber ist »Ruhen«. Und zum
Wesen des umzirkten Raumes gehört es, daß er
Ruhe vermittelt. Die läßt sich in der Platzbe-
schränktheit der heutigen Zimmer nur durch Ver-
zicht auf alle unnötige Beschäftigung erreichen.
In unserm Fall heißt das: jede übermäßige Augen-