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Innendekoration: mein Heim, mein Stolz ; die gesamte Wohnungskunst in Bild und Wort — 41.1930

DOI Artikel:
Löwitsch, Franz: Beitrag zur Raumwissenschaft, [1]
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https://doi.org/10.11588/diglit.10703#0269

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INNEN.DEKORATION 249

architekt ernst schwadron-wien. schreibtisch und schrank im herren-, wohn- u. schlafzimmer. haus l.

Diese Morphologie (Elementar- und System-
lehre) ist beschreibende und klassifizierende Wis-
senschaft; ihre Methode ist rein logische An-
schauung des Möglichen (Eidetik, Wesens-
schau im Sinne der Husserlschen Phänomeno-
logie), weil nur mit dieser Methode alle denk-
baren Möglichkeiten erfaßt werden können. Wei-
ter muß sie die Formgesetze der Elemente
und Systeme definieren. Die Regeln der Reih-
ung, der achsialen und zentralen Symmetrie sind
nur ganz singulare Fälle solcher Formbildungs-
gesetze. In der Kategorie der asymmetrischen
und unausgewogenen Formen und Systeme sind
zahlreiche regelmäßige, deren Regeln aber bloß
mit denen der Symmetrie nicht dargestellt wer-
den können. Trotzdem sind sie erkennbar. . .



Die nächste Aufgabe wird der »Funktionen-
Lehre« gestellt: die Lebensvorgänge, zweck-
erfüllten Bewegungen, die der Mensch innerhalb
der betrachteten Raumgestalten vollführt, zu be-
schreiben. Weglängen und Kreuzungen sind hier
nicht allein maßgebend, sondern noch alle dyna-
mischen Kennzeichen der Bewegungen, wie Tempo

1930. yl 4.

und Rhythmus, An- und Ausschwunggrößen usw.
müssen untersucht werden; an sich und ihre Beein-
flussung durch die Raumgestalt einerseits, und
durch die individuell-seelischen Eigenschaften des
Menschen andrerseits; (Raumempfinden, Orien-
tierungsvermögen, usw.); Reaktionen, die nach
den oben genannten und anderen psychologischen
Gesetzen zu untersuchen sind; zweifellos mit dem
Ergebnis: daß diese Reaktionen bei verschie-
denen Menschen verschieden ausfallen. .



Dann erst, als letzte Aufgabe, ist das Bedürfnis
zu bestimmen und diesem gemäß aus den ver-
schiedenen möglichen Raumgestalten die gün-
stigste zu ermitteln. Hier muß sich die oben
theoretisch abgeleitete Behauptung empirisch be-
stätigen: daß die jeweils günstigste Raumform in-
dividuell verschieden ist, je nach dem Menschen,
dem sie dienen soll. Es gibt Menschen, die Disso-
nanzen den Vorzug geben; es geht aber nicht an,
diese etwa als abnormal zu übergehen, denn mit
einem solchen Urteil würde man z. B. zugleich der
ganzen atonalen Musik die Existenzberechtigung
absprechen. . . dipl.-ing. franz löwitsch. (Schluß foigt.)
 
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