INNEN-DEKO RATION
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karl bertsch, deutsche werkst. a.g.-berlin. »fensterplatz an der veranda«. vorhang: gestreifter taft u. tüll
Qualität, solange es nicht Zweck mit formaler öden Fensterhöhlen stehen lassen zu wollen. Die
Schönheit verbindet. Wohl erleben wir heute Vorliebe der Frau für schönes Material und die
neuzeitliche Räume, die so wohlgestaltete Ge- Handhabung der Stoffe gibt hier immer neue
bilde sind, daß sie in ihrer Beziehung von Form, Möglichkeit: Vorhänge, schön gewählt in
Maß und Aufteilung eine Raum-Atmosphäre Material, Schnitt und Tönung, den Räumen einzu-
voller Schönheit bieten. In solchen Räumen fügen. Trotz unserer Licht- und Luft-Vorliebe
erleben wir, daß der lichteinlassende Ausschnitt wäre es Schablone, allein nur den überaus lichten,
des Fensters so gut und proportionsvoll im Räume ja weißen Raum, das unverhüllte Fenster, die
steht, ein formal so schöner Faktor im Räume Offenherzigkeit unserer Räume als einzig richtig
ist, daß man ihn nicht verdecken und beschränken gelten lassen zu wollen. Immer wieder wird ein
möchte und ihm lediglich zum jeweiligen Abblen- Bedürfnis erstehen: Räume zu schaffen, die un-
den von zuviel Licht Vorhänge geben möchte, seren Blick nicht nach außen ziehen, — durch
Aber auf kaum einem anderen Einrichtungs- Verwendung weichen, schönfarbenen Materials,
Gebiete stoßen formale Gesetze und das Licht- die das eindringende Licht mildern und dämpfen,
und Luftverlangen unserer Zeit auf soviel ästhe- die Welt ein wenig abzusperren, — uns im ab-
tische Bedenken wie hier, wo im Gegensatz zu gedämpften Raum wie in einer Insel und Zuflucht
allen arrangement-feindlichen Theorien die Rie- aufnehmen zu lassen. . ruth Hildegard geyer-raack.
senzahl der schlechtgeformten Fenster in *
unseren Häusern liebevolle Mäntelchen benötigt, T^\IE »KLEINEN DINGE« im Wohnraum, die
um sie den gepflegten Räumen mit schönen Möbeln wir sammelten: Schalen, Vasen, Figuren sind
und gutem Beiwerk anzupassen. Es ist eine blasse das »blickende« Elemente im Zimmer. Sie sind
und unhaltbare Theorie, aus einer dekorations- die Punkte, wo die blinde Dingwelt gleichsam
feindlichen Einstellung heraus schlecht geschnit- die Augen aufschlägt und eine artikulierte und
tene Fenster ohne mildernde Verkleidung wie faßliche Sprache zu sprechen anfängt. ... w. f.
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karl bertsch, deutsche werkst. a.g.-berlin. »fensterplatz an der veranda«. vorhang: gestreifter taft u. tüll
Qualität, solange es nicht Zweck mit formaler öden Fensterhöhlen stehen lassen zu wollen. Die
Schönheit verbindet. Wohl erleben wir heute Vorliebe der Frau für schönes Material und die
neuzeitliche Räume, die so wohlgestaltete Ge- Handhabung der Stoffe gibt hier immer neue
bilde sind, daß sie in ihrer Beziehung von Form, Möglichkeit: Vorhänge, schön gewählt in
Maß und Aufteilung eine Raum-Atmosphäre Material, Schnitt und Tönung, den Räumen einzu-
voller Schönheit bieten. In solchen Räumen fügen. Trotz unserer Licht- und Luft-Vorliebe
erleben wir, daß der lichteinlassende Ausschnitt wäre es Schablone, allein nur den überaus lichten,
des Fensters so gut und proportionsvoll im Räume ja weißen Raum, das unverhüllte Fenster, die
steht, ein formal so schöner Faktor im Räume Offenherzigkeit unserer Räume als einzig richtig
ist, daß man ihn nicht verdecken und beschränken gelten lassen zu wollen. Immer wieder wird ein
möchte und ihm lediglich zum jeweiligen Abblen- Bedürfnis erstehen: Räume zu schaffen, die un-
den von zuviel Licht Vorhänge geben möchte, seren Blick nicht nach außen ziehen, — durch
Aber auf kaum einem anderen Einrichtungs- Verwendung weichen, schönfarbenen Materials,
Gebiete stoßen formale Gesetze und das Licht- die das eindringende Licht mildern und dämpfen,
und Luftverlangen unserer Zeit auf soviel ästhe- die Welt ein wenig abzusperren, — uns im ab-
tische Bedenken wie hier, wo im Gegensatz zu gedämpften Raum wie in einer Insel und Zuflucht
allen arrangement-feindlichen Theorien die Rie- aufnehmen zu lassen. . ruth Hildegard geyer-raack.
senzahl der schlechtgeformten Fenster in *
unseren Häusern liebevolle Mäntelchen benötigt, T^\IE »KLEINEN DINGE« im Wohnraum, die
um sie den gepflegten Räumen mit schönen Möbeln wir sammelten: Schalen, Vasen, Figuren sind
und gutem Beiwerk anzupassen. Es ist eine blasse das »blickende« Elemente im Zimmer. Sie sind
und unhaltbare Theorie, aus einer dekorations- die Punkte, wo die blinde Dingwelt gleichsam
feindlichen Einstellung heraus schlecht geschnit- die Augen aufschlägt und eine artikulierte und
tene Fenster ohne mildernde Verkleidung wie faßliche Sprache zu sprechen anfängt. ... w. f.