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Innendekoration: mein Heim, mein Stolz ; die gesamte Wohnungskunst in Bild und Wort — 41.1930

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Rachlis, Michael: Aufgaben unserer Zeit
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https://doi.org/10.11588/diglit.10703#0332

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312

INNEN-DEKORATION

den Menschen »beschäf- Aufmerksamkeit auf die
tigen« mußten, die ihm Ausstellungs - Objekte
etwas vorzumachen lenken (S. 314, 315). Es
hatten. . Das hängt mit gibt große Cafehäuser,
der Bestimmung des die man als Aufgabe
Raumes zusammen — lösen kann, wie das
und mit der Beschaf- »Grand Cafe« (S. 304,
fenheit des Menschen. . 305): als großen Hof
Das menschliche Auge mit rauhen Wänden und
läßt sich nicht abstel- Steinfußboden und son-
len wie ein Wasser- nigen Terrassen u. einer
hahn, wenn es gesehen *J Beleuchtung, die den
hat, was es zu sehen fcfert^l^^l Raum sprengt und auf-
hatte. Ist der Mensch löst und weich und an-
nicht mehr tätig, so genehm ist. Und es gibt
schaut das Auge und Aufgaben wie die Ein-
tastet und sucht und will H richtung der »Bols-Ta-

Eine Architektur, die wo der Auftraggeber
ihre Mission darin sieht, die Gäste durch den
reine Zweckräume zu Raum beschäftigt wis-
schaffen, versagt, wenn sen möchte, und wo
von ihr verlangt wird, großelustige Kronen wie
daß sie unterhalten soll. Weihnachtsbäume mit
Eine Zeit, die gewohnt mL* «a4»lasl ihren bunten Pergament-
ist, zu »sprechen«, kann schirmen von der Decke
nicht »plaudern«. Aber hängen. Und es gibt
diese Plauderei verlangt kl Räume, wie die »Cas-
das menschliche Auge, cade« (S. 308, 309) und
wenn es nicht beschäf- jj| Bj' den festlichen »Eden-
Räume, wo es nicht be- 313), die ein Tribut an
schäftigt ist, wo der die elegante moderne
Mensch sich ausruht, wo Frau sind, die sich für
er »gemütlich beisam- diesen Raum sorgfältig
men ist«.. Soll derzeit- 11 I !| schmückt und von dem
gemäße Architekt sol- Kl Raum verlangt, daß er
che Auf gaben ablehnen? I « sich für sie schmücken
Soll er sie der »Abzah- , K J ' soll; die vom Raum ein
lungs-Renaissance«oder j f m gutes Licht für ihren
dem »Louis XVI. von Teint verlangt und keine
der Stange« in die Arme »Sachlichkeit«: weil un-
treiben? Soll er eine sachlich ist das Sehlem-
Schiffs-Einrichtung ab- men, das Plaudern, das
lehnen, weil der Mensch Jttft I Tanzen und der Flirt, un-
auf dem Schiff außer- sachlich das Abendkleid,
halb seines Berufes ist | so unsachlich wie die
und nichts zu tun hat, ganze »Cascade« mit
und sein Auge schaut ihrem Spiel in Gold, Sil-
und tastet und sucht und ber, Rot und Ebenholz,
sich langweilt? . Nein! . mit dem Rauf und Run-
Es gibt eben leichte und ter ihrer Treppen und
schwere Aufgaben.. Es den kosmischen Motiven
gibt Auto-Verkaufs- ihrer Decken: einem gol-
hallen, die umso besser denen Himmel, der von
sind, je weniger sie das ^■^^^^^^^^^^^^^^^^^^^^M emer snbernen Milch-
Auge in Anspruch neh- MICHAEL RACHLIS—BERLIN. ELEKTR. WANDLAMPE Straße kühn durchschnit-
men, je mehr sie die im »edenhotel« in Berlin. Ausführung: max krüger ten ist. michael rachlis.
 
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