INNEN-DEKO RATION
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ARCHITEKT ERNST SCHWADRON-WIEN WOHNZIMMER MIT BLICK ZUM DACHGARTEN
nichtgeistigen Daseins-Elemente ein. Er forscht Es gibt heute den »naturfeindlichen Geist«
ihnen eifrig nach, er will sich mit ihnen verbünden, nicht mehr — und deshalb ist »naturfeindliche
er schenkt ihnen jede Beachtung; und er will sich Technik« heute ein leerer Begriff ohne Realität,
in Konfliktsfällen eher ihnen unterwerfen als sie Gestehen wir uns, daß Vieles von den angeblichen
tyrannisieren. Die Geschichts-Wissenschaft faßt »Kunstleistungen« des ausgehenden 19. Jahrhun-
die Konkretheit der historischen Momente ins derts naturfremder in der Welt steht als alle
Auge. Die moderne Psychologie beachtet aufs Werke des technischen Geistes der Gegenwart,
sorgsamste das Triebhafte. Die Kunstwissenschaft, Ein modernes Haus, eine gute moderne Siedlung
die Völkerkunde, die Theologie: sie alle haben den nimmt es an Naturhaftigkeit, an Naturfreundschaft
idealistischen Geisteshochmut abgetan und suchen innen und außen mit den pseudogotischen Bau-
im furchtlos gesehenen Wirklichen Fuß zu fassen, werken des 19. Jahrhunderts nicht nur auf, sondern
Auf allen diesen Gebieten gibt es keine Natur- tut es ihnen weit zuvor.......wilhelm michel.
feindschaf t — die ja immer zugleich »Natur-Angst« *
ist — des Geistes mehr, sondern nur eine acht- W/IR STEHEN wohl an der Schwelle eines
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same, freundwillige Nachbarschaft des Einen zum VV neuen Zeitalters, und wenn wir die Maschine
Andern. . Das Geheimnis dieser neuen Lage liegt nicht verstehen und als Helferin verwenden im
darin, daß Geist und Natur, nach anfänglichem Schaffen von angemessenen Lebens-Formen, wer-
Stutzen voreinander, nun miteinander hausen den wir durch sie erniedrigt. Standardisierung
und leben gelernt haben. . Wir wissen heute auf hohem Niveau wird uns befreien und neue
zweierlei: erstens: daß in der Natur selbst ein kulturelle Ausdrucksmöglichkeiten bieten. Stan-
Trieb zur Ordnung wirkt und daß Ordnung ihr dardisierung auf niederem Niveau, mit Luxus und
daher kein fremdes Element ist; und zweitens: Repräsentation als Hauptziel, wird uns eine Kul-
daß Geist zu jeder seiner Aktionen auf Natur ver- tur bescheren, die unter der der Karthager steht,
wiesen ist: als auf sein Organ und seinen Stoff. Wir müssen uns entscheiden. . . . lewis mumford.
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ARCHITEKT ERNST SCHWADRON-WIEN WOHNZIMMER MIT BLICK ZUM DACHGARTEN
nichtgeistigen Daseins-Elemente ein. Er forscht Es gibt heute den »naturfeindlichen Geist«
ihnen eifrig nach, er will sich mit ihnen verbünden, nicht mehr — und deshalb ist »naturfeindliche
er schenkt ihnen jede Beachtung; und er will sich Technik« heute ein leerer Begriff ohne Realität,
in Konfliktsfällen eher ihnen unterwerfen als sie Gestehen wir uns, daß Vieles von den angeblichen
tyrannisieren. Die Geschichts-Wissenschaft faßt »Kunstleistungen« des ausgehenden 19. Jahrhun-
die Konkretheit der historischen Momente ins derts naturfremder in der Welt steht als alle
Auge. Die moderne Psychologie beachtet aufs Werke des technischen Geistes der Gegenwart,
sorgsamste das Triebhafte. Die Kunstwissenschaft, Ein modernes Haus, eine gute moderne Siedlung
die Völkerkunde, die Theologie: sie alle haben den nimmt es an Naturhaftigkeit, an Naturfreundschaft
idealistischen Geisteshochmut abgetan und suchen innen und außen mit den pseudogotischen Bau-
im furchtlos gesehenen Wirklichen Fuß zu fassen, werken des 19. Jahrhunderts nicht nur auf, sondern
Auf allen diesen Gebieten gibt es keine Natur- tut es ihnen weit zuvor.......wilhelm michel.
feindschaf t — die ja immer zugleich »Natur-Angst« *
ist — des Geistes mehr, sondern nur eine acht- W/IR STEHEN wohl an der Schwelle eines
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same, freundwillige Nachbarschaft des Einen zum VV neuen Zeitalters, und wenn wir die Maschine
Andern. . Das Geheimnis dieser neuen Lage liegt nicht verstehen und als Helferin verwenden im
darin, daß Geist und Natur, nach anfänglichem Schaffen von angemessenen Lebens-Formen, wer-
Stutzen voreinander, nun miteinander hausen den wir durch sie erniedrigt. Standardisierung
und leben gelernt haben. . Wir wissen heute auf hohem Niveau wird uns befreien und neue
zweierlei: erstens: daß in der Natur selbst ein kulturelle Ausdrucksmöglichkeiten bieten. Stan-
Trieb zur Ordnung wirkt und daß Ordnung ihr dardisierung auf niederem Niveau, mit Luxus und
daher kein fremdes Element ist; und zweitens: Repräsentation als Hauptziel, wird uns eine Kul-
daß Geist zu jeder seiner Aktionen auf Natur ver- tur bescheren, die unter der der Karthager steht,
wiesen ist: als auf sein Organ und seinen Stoff. Wir müssen uns entscheiden. . . . lewis mumford.