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Innendekoration: mein Heim, mein Stolz ; die gesamte Wohnungskunst in Bild und Wort — 41.1930

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Wenzel, Alfred: Schauwand und Raumerlebnis
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https://doi.org/10.11588/diglit.10703#0397

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INNEN-DEKO RATION

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ARCHITEKT PAUL LASZLO —STUTTGART BÜCHEREI IM HERRENZIMMER. ROSENHOLZ

SCHAUWAND UND RAUM-ERLEBNIS

Es ist etwas anderes, von der Architektur wissen, aus der Vorstellung von einem bestimmten Be-
daß sie Raumkunst ist, — und die Werke der wegungsablauf entsteht die Disposition des Gan-
Architektur wirklich als geformten »Raum« er- zen; die Wege, nicht mehr die Wände bilden
leben. . Wie erlebt man denn »Raum«? — Mit die Struktur der Anlage. . »Weg« — das heißt
allen Sinnen, kann man darauf sagen. Und man nicht einfach: Verbindung der Räume untereinan-
hat sich eben im allgemeinen daran gewöhnt, Ar- der, sondern: Führung, Lenkung, sinnvolles Ge-
chitektur nur mit dem »Auge« aufzunehmen; das leite durch das Haus; sie wird keineswegs immer
Auge sieht den Raum als Bild, es sieht im Räume schnurgerade fuhren, obzwar die schnurgerade
eigentlich vor allem die Wände, und es stellt, Verbindung zwischen zwei Räumen immer die
indem es sich auf die »Bedürfnisse des Auges« kürzeste und darum praktischeste ist; es geht
beruft, — bestimmte Ansprüche, die es erfüllt hier gar nicht um Praktisches und Technisches. .
haben will. . Das so gewohnte Auge vermißt in Betrachtet man dies mit einiger Aufmerksam-
dermodernen Wohnbau-Architektur manches; es keit, dann wird man erkennen, wie die neuen
ist »nicht fürs Auge«, sagt man dann. Das ist un- Möbel und ihre Aufstellung, das Querstellen des
freundlich; denn der moderne Architekt arbeitet einen oder anderen Stückes z. B., die Auswahl des
heute auch noch »für das Auge«, aber nicht nur Fußboden-Materials, die aufgelegten Matten und
dafür: es geht ihm nicht mehr um die »Schau- Teppiche und vieles andere nichts Willkürliches
wand« — sondern um den Raum, um das Ganze.. sind, sondern einen »gemeinsamen Nenner« haben.

Man halte sich vor Augen, daß »Raum« in einer Erlebt man diese »Wege«, den sinnvoll geord-

Bewegung erfaßt und erlebt wird, und daß neten Wechsel von Wandeln und ruhendem Ver-

der moderne Architekt im »neuen Haus«, in der weilen, — und »Wohnen« ist im Wesen nichts

»neuen Wohnung« vor allem von einer Be- anderes als das, — dann hat man das Grund-Er-

wegungs-Idee ausgeht. Aus dieser »Idee«, lebnis des neuen Wohnraums. . dr.alfred wenzel.
 
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