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Innendekoration: mein Heim, mein Stolz ; die gesamte Wohnungskunst in Bild und Wort — 41.1930

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https://doi.org/10.11588/diglit.10703#0424

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all zum Siege gekommen ist und uns einen neuen,
den modernen Ausstellungstyp gebracht hat.

In jenem Worte »Die Kunst im Dienste des
Lebens« lag aber noch eine weitere wichtige Ten-
denz verankert: die Tendenz nämlich, die Kunst
zum Gemeingut zu machen, sie in den Mittel-
punkt des öffentlichen Interesses zu rucken, die
Teilnahme an ihren Gaben dem ganzen Volke zu
erschlirßen. Dies ist der Punkt, an dem der An-
reger und Erzieher Alexander Koch erst ins rechte
Licht tritt. Er wurde der unabsehbaren Leserschar
seiner Blätter zum Führer, zum Lehrer und Freund.
Wer vermag abzuschätzen, was alles im Laufe von
40 Jahren an Freude, an Anregungen zur Gestal-
tung der Wohnung, zu eigener Arbeit in den Nadel-
künsten, an Belehrung, an Bildungsvertiefung von
hier ausgegangen ist? Das Ergebnis liegt vor
Augen. Nicht nur in den vielsprachigen Stimmen
der Presse, sondern vor allem in der treuen, un-
erschütterlichen Anhängerschaft der vielen Tau-
sende, denen die »Deutsche Kunst und Deko-
ration«, »Innen-Dekoration«, »Stickereien
und Spitzen« zu Lebensbegleitern geworden
sind. Man muß die Briefe lesen, die sie schreiben,
diese interessierten, begeisterten, dankbaren Äuße-
rungen, um zu fühlen, wie innig und persönlich hier
die Verbindung ist. Man muß lesen, was namentlich
die Deutschen im fernen Auslande von den
Koch'schen Zeitschriften haben, was sie schreiben
von ihrem Dank, von ihrer Herzensbefriedigung,
daß ihnen diese Blätter Jahrzehnte hindurch einen
lebendigen Strom heimatlichen Schaffens übers
Meer bringen. Man lernt dann gerade die Breite
der Einstellung und der Wirkung, die

die Koch'schen Blätter kennzeichnet, schätzen.
Den Vielen die Freude zu bringen, von der
das Leben lebt, die geistige Erhebung, die sie
weiter hoffen und schaffen läßt, der heiteren,
lebensfrohen Kunst das breite Wirkungsfeld zu
geben, das sie ihrem Wesen nach anstreben muß
— das war für Alexander Koch immer das höchste
Ziel. Er konnte es erreichen, weil er nie etwas
anderes als eine menschenfreundliche, dem Leben
zugewandte Auffassung der Kunst gekannt hat.

Seine Arbeit treibt er als eine Art Sport, als
eine Liebhaberei. Er urteilt nach dem Gefühl, er
stellt sich bewußt auf die Empfindungen und Be-
dürfnisse einer breiten Gesellschaftsschicht ein
und wird daher von so Vielen herzlich verstanden.
In seiner redaktionellen Tätigkeit, im Aufbau
seiner Zeitschriften-Hefte fühlt er sich als eine
Art Komponist oder Dirigent und sorgt mit Acht-
samkeit für richtige Zusammenhänge.

Ein Sachkenner wie Gustav Pazaurek hat ihn
den »ewig jungen Nestor des Darmstädter Kunst-
kreises«, den »temperamentvollen ewigen Jüng-
ling« genannt. Ein weites schönes Arbeitsfeld liegt
noch vor ihm. Was ein sicherer Geschmack, eine
herzhafte Freude am Kunstschönen, eine vollendet
ästhetische Einstellung auf diesem Arbeitsfelde
Gutes zu wirken imstande sind, das wird auch in
Zukunft in reichstem Maße von ihm ausgehen.

Die deutsche Kunstwelt grüßt Hofrat Dr. h. c.
Alexander Koch am 9. November als einen ihrer
Pioniere, dessen weittragende Wirksamkeit sich
der bürgerlichen Kultur dieser stürmischen Jahr-
zehnte vor und nach dem Kriege mit unvergäng-
lichen Spuren eingeprägt hat! . . . wilhelmmichel.

PROFESSOR JULIUS KAESZ-BUDAPEST. »KLEINES BÜCHER-REGAL«
 
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