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Innendekoration: mein Heim, mein Stolz ; die gesamte Wohnungskunst in Bild und Wort — 41.1930

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Wenzel, Alfred: Gespräch am Kamin
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Geron, Heinrich: Verantwortungsfreudigkeit
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https://doi.org/10.11588/diglit.10703#0440

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INNEN-DEKORATION

WERKSTÄTTEN HAUS & GARTEN, FRANK & WLACH HERREN-SCHLAFZIMMER IM HAUSE Dr. W.B.

verrichten haben kann. Es gibt sehr viele solcher VERANTWORTUNGS-FREUDIGKEIT
Dinge, aber bleiben wir beim Kamin: er hat, so

unpraktisch er sein mag, einen Sinn. Dieser Sinn T^ye These, daß die Welt ohne den Künstler
ist nicht so sehr die Erwärmung unserer Glied- l^J auskommen könne, ist gewiß anfechtbar,
maßen, als vielmehr eine Erwärmung von innen Wenn dies möglich wäre, dann wäre das Gesicht
her, die er in uns erregt. Und diese subtilere Funk- des Lebens entstellt: im kulturellen Sinn wären
tion behält er — als der »Feuerplatz« im Heim, wir keine Menschen mehr, was auch immer für
— auch wenn die Ofen und Radiatoren den Raum Auswege das unvermeidlich Schöpferische fände..
besser beheizen; wäre es mir um Aphorismen zu Die Umkehrung der These jedoch, daß der Künst-
tun, so ließe sich aus diesen beiden Worten »er- 1er nicht ohne Menschheit besteht, wird nirgends
wärmen« und »beheizen« ein solcher zurecht- bestritten. Schon Goethe sagte: »Was wär ich
schleifen. Für die Beheizung einer Wohnung ver- ohne dich, Freund Publikum / All mein Empfin-
wenden wir alle Fortschritte der Heizungstech- den Selbstgespräch, all meine Freude stumm.«
nik. Aber wir legen in einer mit solchen Vor- Selbst der verstiegenste Esoteriker gründet seinen
kehrungen ausgestatteten Wohnung auch mitunter »Kreis«, der maßloseste Individualist dichtet oder
außerdem noch einen offenen Kamin an; er ist bildnert im Grunde für seine Auserwählten. . . .
kein überflüssiger Luxus, denn er kann den Platz *

in der Wohnung bedeuten, der wie ein Brenn- Der Künstler wirkt für die Welt; und
punkt die Strahlen aller »häuslichen« Gefühle, die Welt, sofern er ihr Lebenswerte bietet,
jener Gefühle des Beisich- und Beisammenseins gewährt ihm sein Recht. In den Blütezeiten der
sammelt, von sich wieder auf uns lenkt und uns Kunst, wenn die Bindungen zwischen dem Schaffen-
in eine warme, friedliche Beglückung hüllt. — den und der Gemeinschaft straff und fruchtbar
Also: wir lassen uns jederzeit gerne sagen, daß sind, wird man Außenseitertum, überspannten
wir »rationell« sind, — aber setzen Sie kein »nur« Subjektivismus nirgends bemerken. Die Schaffen-
vor dieses Wort!« . . Architekt dr. alfred wenzel. den sind dann die Bildner und Sänger des Volks.
 
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