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Innendekoration: mein Heim, mein Stolz ; die gesamte Wohnungskunst in Bild und Wort — 41.1930

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Eulenberg, Herbert: Der runde und der viereckige Tisch: einige Randbemerkungen von Herbert Eulenberg
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https://doi.org/10.11588/diglit.10703#0448

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INNEN-DEKORATION

WERKSTÄTTEN HAUS & GARTEN IN WIEN ANKLEIDE- UND SCHRANKZIMMER IM HAUS K.

die Herzogin ist anscheinend über dem Zuhören Musen! —, viel besser schmücken und decken
mit einer Malerei beschäftigt. . Allzu streng und ließen als die eckigen Tische. Eine Beobachtung,
einseitig mag ihre Vorliebe für die eckigen Tische die ihre große Berechtigung hat. Denn Kränze
nicht gewesen sein. Denn in ihrem Sommerschlöß- und andere kreisförmige Blumengewinde werden
chen zu Tiefurt an der Ilm, wie im Wittumspalais sich viel hübscher auf runden Tischen ausmachen,
in Weimar finden sich heute noch eine Reihe von Ein Anhänger des viereckigen Tisches
runden Tischen, die von ihr bestellt und benutzt war Napoleon, während dessen Herrscherzeit
worden sind. Ihr berühmter Sohn Carl August man überhaupt wenig runde Möbel verfertigt hat.
von Weimar bevorzugte ausgesprochener Maßen Der Geschmack des Empire lehnte sich ja in
die runden Tische. Er ließ sogar in mehrere vielem an den der alten Römer an, die in der
dieser Tische einen eirunden Einschnitt machen, Regel an viereckigen Tischen saßen oder beim
in den er beim Sitzen und Essen sein stark ge- Speisen lagen. Daß man im früheren Rom Wert
wölbtes Bäuchlein hineinschieben konnte. auf schöne Tische aus kostbarem Holz und fei-
Die Urteile über die Vorzüge des runden oder ner Arbeit legte, mag die Tatsache beweisen, daß
viereckigen Tisches gehen stark auseinander. Man- Cicero für einen einzigen Tisch aus Zitronenholz
che sind der Ansicht, daß ein runder Tisch mehr an die hunderttausend Mark ausgegeben hat. Was
zur Unterhaltung anregt als ein viereckiger, weil wieder für seine hohen Einnahmen als Rechtsan-
sich in einem »Kreis« sitzender Menschen leichter walt zeugt.. »Napoleon liebte es bei Unterhand-
ein Einklang und gegenseitiges Einverständnis her- lungen, die man mit ihm führte, im Zimmer oder
stellen ließe. Die Frauenwelt macht zu Gunsten Saal herumzurennen«, erzählte Metternich von
der runden Tische geltend, daß sie sich zum Essen, ihm: »Und dabei mit einer gewissen Lust an die
besonders für wenige Gäste — nicht weniger als Ecken des Tischs zu stoßen oder sich an sie zu
die Zahl der Grazien, nicht mehr als die Zahl der lehnen. Das schien ihn immer wieder aufzumun-
 
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