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Innendekoration: mein Heim, mein Stolz ; die gesamte Wohnungskunst in Bild und Wort — 41.1930

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https://doi.org/10.11588/diglit.10703#0451

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INNEN-DEKORATION

427

WERKSTATTEN
HAUS & GAR-
TEN IN WIEN:
WÄSCHESCHRANK

tem, ihn wach zu halten und zu neuen Verhand- Schwärm für das Edel-Einfache, wie man damals

hingen scharf zu machen.« Die Zeit Metternichs, unsere reine Sachlichkeit nannte, beherrschte

der selber den runden Tisch schon darum bevor- damals schon einige Geister. Besonders im nüch-

zugte, weil er meist weniger Beine hatte, an denen ternen Berlin Friedrich Wilhelms des Dritten, dem

man sich stoßen konnte, als viereckige, also die die Gabe der Unterhaltung ja gänzlich fehlte. .
Zeit der Restauration oder des Biedermeiertums *

fand wieder mehr Geschmack an den runden, be- Heutzutage legt der Zeitgeschmack weniger
haglichen Formen. Man wollte sich wieder ein- Wert auf die Frage, ob der Tisch rund oder vier-
mal gründlich ausplaudern über die bewegten un- eckig sein soll. Ja, man darf sagen, daß die Ent-
ruhigen Zeiten, die mit diesem korsischen Eroberer scheidung dieser Frage in der Gegenwart unbe-
verrauscht waren. Und machte es sich an runden tont bleibt. So ist es also der Gemütsart des Ein-
Tischen, die sogar ein bißchen wacklig sein zelnen überlassen, ob er sich lieber an einen
durften, höchst bequem. Dazwischen gab es natür- kantigen oder rund geschweiften Tisch setzen und
lieh auch in diesen Zeitläuften, in denen der Ek- niederlassen will. »Zum Arbeiten und Lernen den
lektizismus, das Durcheinander in der Bauweise eckigen, zum Plaudern und Essen den runden
sich zu entfalten begann, wieder Leute, die das Tisch!« Diese Losung, die Goethe ausgegeben
Scharfkantige höher schätzten und jedem Run- hat, verdient auch jetzt noch beachtet zu werden
den, Ausladenden den Krieg erklärten. Denn der und hat wohl die meisten Anhänger behalten, h. e.
 
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