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Lang, Hugo: Der Sinn für das Schöne
DOI Page / Citation link: https://doi.org/10.11588/diglit.10703#0489
INNEN-DEKORATION
469
professor paul griesser-bielefeld herren-schlafzimmer. haus w.-bielefeld
DER SINN FÜR DAS SCHÖNE
Bei uns modernen Europäern ist es in den letzten sagt jetzt der Mann, der einst Kunst und Geschichte
Jahren Mode geworden, zu behaupten, daß die »bunk« nannte und seine Augen allem außer dem
Dinge »nicht für das Auge«, sondern »nur für den rein Nützlichen und Praktischen versebloß. »Kul-
Gebrauch« zu schaffen seien; man wagt kaum mehr tur sollte ein Ding der täglichen Praxis, nicht
von dem »Schönen«, von der Freude am Schauen etwas Abseitiges sein. Jeder Gegenstand
zu reden. . In Amerika läuft die Entwicklung sollte schön sein: gut gemacht und gut aus-
wieder einmal entgegengesetzt. . »Henry gedacht«. . »Und« — so fügte er noch hinzu,—
Ford«, — so erzählt der »Upholsterer«, »blieb »dann wird auch der Absatz dafür da sein.« . . .
jahrzehntelang bei seinem Leisten und fabrizierte Und William Childs, dessen saubere, weiß-
Autos, die Maschinen waren, sonst nichts. Sie gekachelte»Speisestuben«seit41JahreninAmerika
dienten dem Zweck: »irgendwohin zu kommen«, überall bekannt sind, sagt: »Heute ist es anders
und das war, wie der Weise aus Dearborn damals geworden. Das Verlangen nach Farbe und Deko-
feststellte, das Hauptziel. Aber eines Tages er- ration ist im Publikum so vorherrschend geworden,
wachte in Henry Ford die Erkenntnis, daß »fahren« daß die schlichten weißen Speisestuben nicht mehr
nicht alles bedeutet, daß der Mensch nicht nur genügen.« Sie werden also jetzt alle »schön« ge-
Bewegung, sondern auch das Schöne will, macht: im Stil »Alt Algier« — mit Steinpflaster,
Und jetzt hat Henry Ford — bei der Edison Boy- Springbrunnen, handgewebten Teppichen, als
Feier — eine große Rede gehalten: Über das »Farmerküche« mit großem, überdachtem offenen
Schöne. »Wir brauchen das Schöne in allem« Kamin, als altamerikanische Kneipstube usw.. h. l.
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professor paul griesser-bielefeld herren-schlafzimmer. haus w.-bielefeld
DER SINN FÜR DAS SCHÖNE
Bei uns modernen Europäern ist es in den letzten sagt jetzt der Mann, der einst Kunst und Geschichte
Jahren Mode geworden, zu behaupten, daß die »bunk« nannte und seine Augen allem außer dem
Dinge »nicht für das Auge«, sondern »nur für den rein Nützlichen und Praktischen versebloß. »Kul-
Gebrauch« zu schaffen seien; man wagt kaum mehr tur sollte ein Ding der täglichen Praxis, nicht
von dem »Schönen«, von der Freude am Schauen etwas Abseitiges sein. Jeder Gegenstand
zu reden. . In Amerika läuft die Entwicklung sollte schön sein: gut gemacht und gut aus-
wieder einmal entgegengesetzt. . »Henry gedacht«. . »Und« — so fügte er noch hinzu,—
Ford«, — so erzählt der »Upholsterer«, »blieb »dann wird auch der Absatz dafür da sein.« . . .
jahrzehntelang bei seinem Leisten und fabrizierte Und William Childs, dessen saubere, weiß-
Autos, die Maschinen waren, sonst nichts. Sie gekachelte»Speisestuben«seit41JahreninAmerika
dienten dem Zweck: »irgendwohin zu kommen«, überall bekannt sind, sagt: »Heute ist es anders
und das war, wie der Weise aus Dearborn damals geworden. Das Verlangen nach Farbe und Deko-
feststellte, das Hauptziel. Aber eines Tages er- ration ist im Publikum so vorherrschend geworden,
wachte in Henry Ford die Erkenntnis, daß »fahren« daß die schlichten weißen Speisestuben nicht mehr
nicht alles bedeutet, daß der Mensch nicht nur genügen.« Sie werden also jetzt alle »schön« ge-
Bewegung, sondern auch das Schöne will, macht: im Stil »Alt Algier« — mit Steinpflaster,
Und jetzt hat Henry Ford — bei der Edison Boy- Springbrunnen, handgewebten Teppichen, als
Feier — eine große Rede gehalten: Über das »Farmerküche« mit großem, überdachtem offenen
Schöne. »Wir brauchen das Schöne in allem« Kamin, als altamerikanische Kneipstube usw.. h. l.