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Innendekoration: mein Heim, mein Stolz ; die gesamte Wohnungskunst in Bild und Wort — 41.1930

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Lang, Hugo: Die neue Instrumentation
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https://doi.org/10.11588/diglit.10703#0491

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INNEN-DEKORATION

471

ARCHITEKT FRANZ STEINER—MATREl-TlROL FENSTER u. KAMINPLATZ IN EIN. WOHNRAUM

DIE NEUE INSTRUMENTATION

Eine amüsante Diskussion in Briefform zwischen
zwei Architekten: FredericTowndrow A.R.I.B.A.
und A. T. Edwards A.R.I.BA. über das Thema:
»Traditionalismus und Modernismus«, über die
Auswirkung der alten und neuen Lebens-An-
schauung in Baukunst und Raum - Einrichtung,
brachte die Zeitschrift »Building«-London. Ein
für den wohlgelaunten Zuhörer berechnetes, leicht
ironisierendes Klubgespräch, ohne allzu ernst-
hafte Gegnerschaft und mit dem Willen, zum
Schlüsse, nach dem Spiel sich vergnügt die Hand
zu geben. — In einem einzigen Punkt schien der
Ernst der Situation leise angedeutet: in dem offe-
nen Zugeständnis der »Angst« vor dem »Neuen«,
das so viele für stabil gehaltene Werte in Frage
stellt, und — wie immer in Zeiten solcher Neu-
werdung — gegen die Existenz alles dessen an-
geht, das sich nicht wandeln kann.......

Als Vertreter der neuen Bauweise agiert
FredericTowndrow. Er sagt: »Ich ziehe es
vor, die Bezeichnung »Wissenschaftliche Archi-
tektur« zu gebrauchen, — lieber als »Neuzeitliche
Architektur«. Und pariert einen Angriff seines
Partners mit folgender, gut gefaßter Entgegnung:
»Die Behauptung, daß den »Traditionsanhängern«

in der Architektur ein »Orchester« zur Ver-
fügung stehe, das ein weit ausgedehntes Gebiet
der Musik zu vermitteln vermöge, und daß die
»neuzeitlichen Architekten« nur über eine »Blech-
flöte« verfügten, — diese Behauptung steht auf
recht schwachen Füßen. Denn die Tatsache bleibt
bestehen und es zeigt sich Tag für Tag deutlicher:
daß die Leute, die über das sogenannte Orchester
verfügen, nichts damit anfangen können. Es erhebt
sich nämlich die Frage, wo solche Dinge wie
»historische Motive« und die anderen Requisiten
des »Orchesters« im neuen Bauwesen Verwendung
finden sollen. Die Probe auf die Leistung eines
Orchesters ist die Musik, die es produziert; und
das traditionsgebundene Orchester hat mit allem
Aufwand in den letzten fünfzig Jahren nichts her-
vorgebracht, das standhalten könnte; man könnte
sagen, es sei wie eine kaputte Grammophon-Platte,
die immer dasselbe wiederholt.. Der neuzeitliche
Architekt braucht keine Blechflöte, er benötigt
überhaupt kein veraltetes Musik-Instrument: die
ganze moderne Welt dient ihm als »Instru-
ment«. Er verfügt über die grundlegenden Dinge
der Architektur: Zeitgemäßes Leben, Bau- und
Raum-Wissenschaft, reine Gestaltung. .« . klang.

1930. XII. 4.
 
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