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Innendekoration: mein Heim, mein Stolz ; die gesamte Wohnungskunst in Bild und Wort — 45.1934

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Herrmann, Trude: Ein Hollywooder Künstlerheim
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https://doi.org/10.11588/diglit.10796#0030

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16

INNEN-DEKORATION

»kaminplatz« in der wohnhalle

bezüge: zitronengelbe lackseide

Halle zum Trotz unter Bezug auf seine geheiligte
Tradition doch Konzessionen an die »Gemütlichkeit«
zu machen. Oder: ihr ängstlich aus dem Wege zu
gehen und sich lieber in die übersachliche Steifheit
zu flüchten. Keines von beidem geschah! Dieser
Kamin, der sich der ganzen Querwand bemächtigte,
ist eine heitere, unbekümmerte und doch durchaus
nicht respektwidrige Spielerei mit unserer zweck-
mäßigen Sachlichkeit. Er widerspricht ihr nie, aber
er lockt ihrer Sprödigkeit fast überraschende Reize
ab. Sehr sparsam die Farben: schwarz der Boden,
elfenbeinweiß die Wände und der Stumpflack der
Möbel, zitronengelbe Lackseide für Kissen und Be-
züge der Couchbänke, und dazu Glas: Tischplatte,
Bordbrett, Stufenbelag der Couchwand. Selten, fast
ängstlich sind Nippes oder Keramik verwandt. Nach
Möglichkeit werden sie durch Blumen ersetzt, die als
Farbtupfen völlig genügen. Denn die Hauptbelebung
gibt das leuchtende Kolorit des van Goghschen Bildes.

Zugeständnis und Erinnerung an die mexikanische
Heimat der Bewohnerin ist die Veranda an der
Hausrückseite (Abb. S. 15), die sich unter dem ge-
schwungenen Glasdach zum Tennisplatz öffnet und
zum Zuschauen und Ausruhen gedacht ist: Amüsante
Stilbeeinflussung von Wild-West. Auf Braun ge-

stimmt. Hölzerne Platten decken die Wände. Rohr
und Bambusstäbe bilden die Sitzmöbel, Polsterung
in Leder. Auf dem naturfarbigen Dielenboden Kokos-
matten, Aschenständer in blankem Metall. Ein
Rouleau bietet Wetterschutz.

Aus der gleichen Weiß-Schwarz-Einheit von Boden
und Wänden wie die Wohnhalle ist auch das Arbeits-
zimmer (Abb.S. 17) entwickelt. Das Grau des mächti-
gen, geschwungenen Schreibtisches trägt dem Um-
stand Rechnung, daß ihn das bunte Streifenmuster
der Bücherrückenreihen belebt. Die glattkantige Holz-
lehne des übertrieben breiten Schreibstuhles verhilft
dem Raum zu einer Unterteilung, durch die, etwas
hinter den Kaminpfeiler zurückgeschoben, eine be-
hagliche Sitz- und Lese-Ecke geschaffen wurde. Mit
der Nickel- und Glaskombination der in die Wand-
Ecken verteilten Beleuchtungskörper harmonieren
die Nickelbeschläge der Kaminwandungen und das
Glasbord, das auch über diesem Kamin wiederkehrt.

Wohnräume sollen das Spiegelbild der Menschen
sein, die in ihnen leben. Dies amerikanische Künstler-
heim verwirklicht eine noch wichtigere Aufgabe: der
dezente Rahmen zu sein, den die Persönlichkeit des
Besitzers belebt und dem sie selbst immer neuen
und wechselnden Ausdruck verleiht, trude herrmann
 
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