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Innendekoration: mein Heim, mein Stolz ; die gesamte Wohnungskunst in Bild und Wort — 45.1934

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"Herrschaftliches" Wohnen
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https://doi.org/10.11588/diglit.10796#0066

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INNEN-DEKORATION

»WOHNZIMMER« SOFA: SITZ DUNKEL-, LEHNE HELLGRÜN VELOURS, LACHSFARB. VORHÄNGE, STÜHLE: MAHAGONI MIT RINDLEDER

findet, das schafft — sobald man nur erst ehrlich zu
sich selbst durchgedrungen ist - jenes Gefühl der
Freiheit und Aufrichtigkeit, das die Wurzel dauern-
den guten Selbstgefühls ist. Aber es bleibt nicht bei
solchem Weglassen. Neue positive Werte kommen
hinzu. Der moderne Wohnraum ist in seinen Propor-
tionen ganz anders auf den Bewohner abgestimmt als
der alte. Unser leibliches Empfinden spürt sich durch
diese Proportionen bestätigt. Es wird nicht mehr »be-
fremdet« durch allzu große Höhen, durch verzogene
Breiten- und Längenausmessungen. Unser Schreiten,
unser Stehen und Liegen vernimmt Echo und gleich-
gestimmte Antwort.

Und dann: die Verbindung dieses Innenraumemp-
findens mit dem Draußen. Nicht die Größe der Fen-
ster ist das Entscheidende - an Fensterfläche hatten
auch die früheren Wohnungen genug zu bieten —,
sondern wieder ihre Proportionierung. Das Verhältnis
von Wandfläche zu Fensterfläche, das Verhältnis von
Fensterausschnitt zu meinem statischen Körperemp-
finden, das Verhältnis von »hereingelassenem Drau-
ßen« zu verbleibendem »Innen« ist neu durchgefühlt.
(Man bevorzugt heute breitliegende Fenster gegen-
über den hohen von gestern: eine beruhigende Gegen-
wirkung - parallel unserer Augenstellung - zur

hochgereckten Achse unseres Körpers.) Die Höhen-
lage der Fenster - über dem Fußboden, unter der
Decke - spricht in der dadurch bedingten Lichtfüh-
rung wesentlich mit bei der Wirkung auf unser Ge-
haben. Das gleiche gilt von der Anbringung der Türen
und ihrer Flächenproportion, die nun wieder gerade
der Höhenerstreckung des Körpers antwortet (schmal),
also einen bereichernden Gegensatz zur Fensterpro-
portion bringt.

Dann die Proportionierung der Räume unterein-
ander. Die gute moderne Wohnung vermeidet die
Wiederholung gleicher Proportionen. Der Übergang
von einem Raum in den anderen soll einen Wechsel
des Raumempfindens im Gefolge haben, soll eine kör-
perliche Umstellung notwendig machen, die wohl-
tuend, weil unsere Möglichkeiten auslösend, empfun-
den wird. Dadurch wird — auch bei wenigen Zim-
mern - eine Raumrichtung zum Bewußtsein ge-
bracht, wie es in der alten Wohnung mit ihrer Wie-
derholung der immer gleichen Raumproportion trotz
viel größerer Zimmeranzahl nie lebendig werden
konnte. Auch dies - und wir brauchen nicht zu be-
tonen, daß die Anpassung der verschiedenen Raum-
proportionen an verschiedene Raumzwecke nur ganz
äußerliche Bedingungen darstellen, über denen die
 
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