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Innendekoration: mein Heim, mein Stolz ; die gesamte Wohnungskunst in Bild und Wort — 45.1934

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Witt, Cornelius: Verjüngung eines Hauses: Villenumbau in Varese durch Fritz August Breuhaus
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https://doi.org/10.11588/diglit.10796#0091

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PROFESSOR F. A.BREUHAUS-BERLIN

»HAUSPORTAL« VILLA IN VARESE

VERJÜNGUNG EINES HAUSES

VILLENUMBAU IN VARESE DURCH FRITZ AUGUST BREUHAUS

Am Südhang der Tessiner Alpen stand das Haus
. inmitten eines üppigen Parkes als erschrecken-
der Fremdkörper in einer Landschaft von harmoni-
scher Reife und ruhiger Schönheit. Stieg man vom
Vareser See durch Obstgärten und Haine hügelan, so
fiel der Blick - immer wieder gestört - auf das hoch-
ragende Herrenhaus. Es war nicht Schloß, nicht Pa-
last, nicht Villa: ein großes Gebäude im »Mailänder
Stil« der Jahrhundertwende - Ausdruck einer Zeit,
die wenig war und viel scheinen wollte — ein dreige-
schossiges Bauwerk mit überspitztem Dach, mit
Wellungen und Schwingungen einer stuckbeklebten
Fassade, mit unschöner Malerei, die wie in dauern-
der Unruhe den Bau umzog, überladen mit sinnlosen
Schmuckformen.

Dem Besitzer wurde allmählich der Bau, die ver-
altete Innenausstattung, das Ungenügen der Wirt-
schaftsräume und hygienischen Einrichtungen zu-
wider, aber andererseits war er diesem Hause zu sehr
durch Erinnerungen verbunden, als daß er sich hätte
entschließen können, es abzureißen. So kam nur ein
Umbau, eine Verjüngung in Frage, bei dem großen
Gewicht feststehender Gegebenheiten eine fast unlös-
bar schwere Aufgabe. Der Bauherr hatte das Glück,
in Professor Fritz August Breuhaus einen Architekten

1934. III. 1

zu finden, den es reizte, die Schwierigkeiten dieser
Aufgabe zu überwinden. Wiederholt hat Breuhaus bei
Neugestaltungen bewiesen, daß er den Blick hat, die
Entwicklungsmöglichkeit eines Gebäudes - das, was
noch unerschlossen in dem Bau liegt - zu erkennen.
Seine intuitive Phantasie von erstaunlicher Leichtig-
keit der Gestaltung und der örtlichen Eingliederung
eines Baues, von taktvoller Einfühlung in die Wün-
sche des Bauherrn, ermöglichte Breuhaus auch in
diesem Fall die Lösung der gestellten Aufgabe.

Zunächst riß er dem Haus das modisch bedingte
Kleid ab, so daß der einfache, kubische Baukörper in
natürlicher Gliederung hervortrat, dann milderte er
die Überhöhtheit des Baues durch die Umspannung
des Erdgeschosses mit der bodennähernden, sockel-
artigen Travertinbekleidung, die zugleich dem sonst
ganz schmucklosen Haus etwas eindeutig Vornehmes
verleiht. Das mit breitem Gesims vorspringende Dach
flachte er im Gleichklang mit der ortsüblichen Bau-
weise ab und fügte eine Plattform hinzu, die erst die
Möglichkeit gibt, in der vollen Rundsicht die Schön-
heit der Lage zu genießen.

Der erhöhte Eingang mit dem breiteinladenden Por-
tal erhielt bei schlichtester Formgebung durch den zwei-
seitigen Zugang eine wuchtige Betonung (Abb. oben).
 
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