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Innendekoration: mein Heim, mein Stolz ; die gesamte Wohnungskunst in Bild und Wort — 45.1934

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Behne, Adolf: Eine Villa in Süddeutschland
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https://doi.org/10.11588/diglit.10796#0127

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»SCHWIMMBASSIN« GESCHLIFF. TRAVERT1N

ABDECK PLATTE IN MUSCHELKALK GESÄGT

EINE VILLA IN SÜDDEUTSCHLAND

VON DR. ADOLF BEHNE

Ich möchte die Betrachtung dieses noblen und weit-
räumigen Wohnsitzes eigentlich mit dem letzten
Bilde beginnen: der Garage nebst den Wohnungen
für Chauffeur und Gärtner (Abb. S. 123). Die anstei-
gende Straße läßt rechter Hand einen kleinen gepfla-
sterten Hof liegen, dessen ebenes Niveau durch Fut-
termauern den Höhenkurven abgewonnen ist. Rück-
wärts über der breiten Einfahrt für die Autos die zwei
Fenster der Chauffeur-Wohnung, und eingeschossig
schließt sich mit einem zweifachen Knick die Gärtner-
wohnung der Straße zu an. - Diese kleine Gruppe,
ganz auf stille Raumwirkung und die Proportionen
von Wandung und Öffnung gestellt, hat den unge-
künstelten feinen Reiz eines alten netten Winkels,
ohne daß eine Spur von Mimikry vorhanden wäre. Die
Front der Gärtnerwohnung ist von klassischer Ein-
fachheit. Ich muß etwa an Tony Garniers Einfami-
lienhäuser seiner »Cite Industrielle« denken, die leider
Papier geblieben sind - dieselbe Sicherheit des Maßes,
dieselbe Einheit aus Strenge und Zartheit - ein letzter
Schimmer klarer römischer Haltung, die dem Gegen-
stand Würde gibt, auch dem kleinsten, ohne ihn in
irgendeiner Weise zu bedrängen. — Der besondere
Klang des Süd-Deutschen wird hier bereits in bestimm-
ter und sehr berechtigter Richtung angeschlagen.

1934. IV. 1

In dem optischen Winkel zwischen Gärtnerwoh-
nung und Garage erscheint in der Höhe und Ferne
das Wohnhaus, zu dem sie der sichere Auftakt sind.

Die strenge, durch und durch unlegere Haltung er-
scheint hier logisch gesteigert - aus der Situation
heraus, die das Haus auf die Kuppe eines Bergzuges
setzt und Böschungen, Futtermauern, Terrassen, stei-
nerne Führungen und Konstruktionen erforderlich
macht. Betont ist in der ganzen Bauanlage das Mo-
ment des menschlichen Willens, der in die Welt
hinein sein Werk messend, wägend, ordnend so setzt,
regelmäßige, präzise, technische Form, in Metall und
Glas und maschinell geglättetem Stein in Spannung
zur lebendigen Natur. Diese Spannung wird hier be-
wußt gehalten und nicht durch gemütliche Kompro-
misse verschleiert. - Indem das Produkt dennoch
willkürlos in der Natur steht, erweist es sich als Lei-
stung der Kultur.

Das Wohnen in diesem Hause setzt eine ganz be-
stimmte Lebenshaltung und -führung voraus, über
deren Ansprüche und deren Gastlichkeit die zahl-
reichen Abbildungen erschöpfende Auskunft geben.

Die volle Strenge der Haltung gibt die Südansicht
des Hauses. Klar legen sich die drei Geschosse über-
einander. In die glatten Wände aus geschliffenem
 
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