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Innendekoration: mein Heim, mein Stolz ; die gesamte Wohnungskunst in Bild und Wort — 45.1934

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Ruchty, Max: Landhaus "Odin"
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https://doi.org/10.11588/diglit.10796#0189

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LANDHAUS »ODIN«

Hier bot sich mir eine außerordentlich dankbare
Aufgabe: ein Einfamilienhaus für einen Gelehr-
ten war zu schaffen, der zugleich Dichter und Maler
ist und dessen Leben weitgehend bestimmt ist von
dem Verlangen, so innig als möglich mit der Natur
in Fühlung zu bleiben. Diesem Verlangen zu genügen,
war das Haupterfordernis des ganzen Baus; von ihm
hat die Gesamtanlage des Hauses wie des an einem
Südhang gelegenen Gartens ihr Gepräge erhalten.

Wie die beigegebene Vogelperspektive zeigt, un-
terhält das Haus keinerlei Beziehungen zur Straße.
Es liegt still und abgeschieden; Laubbäume mannig-
facher Art, Eiben und Ziersträucher bilden seine Um-
gebung, in der freie Rasenflächen und ein üppiger
Blumenflor eine wichtige Rolle spielen.

Dem Erdgeschoß ist eine geräumige Terrasse vor-
gelagert. Unmittelbar an diese schließt sich das
Planschbecken an, von reichem Blumenleben um-
wuchert; durch einen mit Rasen und Trittsteinen
überdeckten Wasserlauf ist es mit dem Goldfisch-
becken verbunden. Alle Böschungen im Garten sind
angeschüttet, um waagrechte Flächen (für Rasen,
Blumenfelder) zu erzielen. Trockenmauern sind
mehrfach verwendet zur Überwindung der Höhen-

unterschiede; im Verein mit den Steinstufen geben
sie der Gartengliederung ein architektonisches Motiv
und schaffen auf diese Weise ästhetische Bezie-
hungen zu der Gebäude-Masse.

Im Zuge von Plansch- und Goldfisch-Becken führt
eine von Kletterrosen belebte Pergola zu einem Sitz-
platz, der lauschig an der Umfassungsmauer zwi-
schen zwei Pappeln gelegen ist. Auf der Nordostseite
der Pergola dehnt sich der Nutz- und Obstgarten; ent-
gegengesetzt liegt eine gestutzte Eiben-Anlage mit
einer Sitzgruppe für die heiße Jahreszeit, weiterhin
ein Teehaus inmitten eines Rosengärtchens. Diese
gesamte Gartenabteilung stellt sich dar als eine von
allerlei anziehenden Blicken belebte Welt für sich.

Auf der rückwärtigen Seite des Hauses erstreckt
sich, in Verbindung mit dem Wirtschaftshofe, ein
Rasenplatz, in dessen Mitte ein alter, ehrwürdiger
Nußbaum steht, von einer runden Sitzbank umgeben.
Von ihm führt ein Plattenweg über einen leichten Ab-
hang hinweg zu einer abgesetzten Bodenerhebung.
Sie ist durch eine Bruchsteinmauer gestützt und trägt
ein mit rohen Birkenstämmen überdachtes »Salettl«.
Sitzbank, Tisch und Stuhl stehen darin, wilder Wein
umrankt das Gitterdach: ein reizvoller Luginsland.
 
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