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Innendekoration: mein Heim, mein Stolz ; die gesamte Wohnungskunst in Bild und Wort — 45.1934

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Born, Wolfgang: Architektur als organisierter Raum: neue Arbeiten des Wiener Architekten Ernst Plischke
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https://doi.org/10.11588/diglit.10796#0206

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190

INN EN-DEKORATION

»ARBEITSRAUM« WOHNUNO DR. F. D.

BLICK OEGEN DIE FENSTERWAND

In der Gartengestaltung, die von A. Lang in
Wien herrührt (Abb. S. 188), ist der gleiche Gedanke
durch eine reizvolle Treppen- und Terrassenanlage
verwirklicht. Ja, eigentlich bildet der Weg vom
Wohnraum über die gedeckte und die freie Terrasse,
die Stiegen herunter zum Gartenbassin erst die Er-
füllung der Idee, die dem Architekten bei der Kon-
zeption des Hauses vorschwebte.

Komplizierter liegt der Fall bei der Stadtwoh-
nung, die Plischke für ein Ehepaar eingerichtet hat.
Beide Gatten sind ärztlich tätig. Hier war der Grund-
riß in seinen Hauptzügen gegeben. Denn es handelte
sich um die Umgestaltung einer jener unerfreulichen
Mietwohnungen in Häusern aus den siebziger Jahren,
wie sie noch heute in der inneren Stadt von Wien und
den meisten übrigen Großstädten vorherrschen. Die
berufliche Bestimmung der Räume verlangte ihre
Schalldichtheit gegeneinander. Die Türen mußten
dementsprechend klein gehalten und durch Polster
abgedichtet werden. Doppelwände waren einzuziehen.
Dadurch wurde eine Abgeschlossenheit der Einzel-
räume bedingt, die dem Raumgefühl moderner Be-
wohner nicht gemäß ist. Der Architekt griff deshalb

zu formalen Mitteln, um die einzelnen Räume wenig-
stens in ihrer Wirkung zu vereinheitlichen. Er schloß
erstens die Fensterwände der drei Hauptzimmer (also
des Warteraumes, das Zimmer der Ärztin und des
Arztes) durch einen gleichartigen Vorhang zu einer
optischen Einheit zusammen. Zweitens setzte er die
große Kastenwand des Wartezimmers an den Stirn-
seiten der Räume von Ärztin und Arzt fort. Schließ-
lich sorgte er auch für die Ausstattung aller drei
Räume mit den gleichen Stuhlformen. Das Weiß der
Vorhänge und Wände und das Blau der Bezüge bildet
den verbindenden Farbton. Von diesem Farbton aus
entwickeln sich die verschiedenen Farbzusammen-
stellungen der einzelnen Räume: die warme Tonalität
des Zimmers der Dame (Abb. S. 190—191) und der
herbere Farbklang des Zimmers des Herrn. Der War-
teraum (S. 192) ist auf blaugrün gestimmt. Er soll ge-
sellschaftlicher wirken, da er auch als großes Speise-
zimmer (Abb. S. 193) dient. Der Schlaf räum (Abb.
S. 195) kann durch eine große Glasschiebewand zu
Kabinen unterteilt werden. Ein begehbarer Schrank
macht alle Möbel überflüssig. Braun, Orange und
Ocker bestimmen die farbige Haltung des Raumes.
 
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