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Innendekoration: mein Heim, mein Stolz ; die gesamte Wohnungskunst in Bild und Wort — 45.1934

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Kunze, Paul: [Ein Leser schreibt...]
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https://doi.org/10.11588/diglit.10796#0210

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194

INNEN-DEKORATION

sehen Begriffen durchwirktes Zeit-
alter nicht auch im Wohnbau einmal
technisch denken ? Oder geht es wirk-
lich um unseres lieben Seelenfriedens
willen nicht ohne die mehr oder weni-
ger verlogenen Fassaden bürgerlicher
Tradition ?

Immer wieder hört man von den
Scharounschen Bauten sagen, sie
erinnerten an Decksaufbauten der
Ozeanschiffe - es wurde in Stuttgart,
in Breslau und in Siemensstadt ge-
sagt. Dazu möchte ich bemerken, daß
dieser Architekt, wo immer in der
Welt er sich gerade aufhalten mag,
sich aus seiner Heimatstadt Bremer-
haven seine Lokalzeitung nachschik-
ken läßt, um ja über sämtliche Schiffs-
bewegungen,Hafenumbauten, Schiffs-
verkäufe, Verschrottungen, Neubau-
ten genau im Bilde zu sein. Man kann
nur sagen: wäre er nicht Architekt
geworden, so könnte er nur Seemann
sein. Aber er hat schon als kleiner
Junge gewußt, daß er Baumeister
werden würde, und in einer Zeit, als
wir anderen unser kindisches Zeugs
im Kopfe hatten, da gab es von
Scharoun bereits kühne Bauprojekte.
So ist er eben mit Leib und Seele
Baumensch. Und er ist auch mit Leib
und Seele »Bremerhavener Jung«. Ist
es also nicht gleichsam schicksalhafte

»KLEINES SPEISEZIMMER MIT BLUMENFENSTER« WOHNUNG DR. F. D.

EIN LESER SCHREIBT DER INNEN-DEKORATION:
Im Märzheft der »Innen-Dekoration« ist der freudvolle
Lichtblick des Scharounschen Schminke-Neubaus mit einem
Fragezeichen und einer Anregung zur Aussprache versehen.

So erfreulich es ist, daß diese schönen Aufnahmen und
damit ein Stück geistvoller deutscher Wertarbeit der Öffent-
lichkeit erschlossen wurden, so traurig ist es andererseits,
daß derartige anständige Arbeit immer erst einmal mißver-
standen werden muß. Ich weiß nicht, wie diese letzte Arbeit
aufgenommen wurde, aber der Normalmensch wird sich zu-
nächst befremdet fühlen, weil hier eine technische Grund-
haltung auf ein bisher durch geheiligte Traditionen von der
technischen Entwicklung, wenigstens dem äußeren Schein
nach, ausgeschlossenes Gebiet ausgedehnt wurde. Aber
muß denn wirklich bis in alle Ewigkeit mit dem Begriff der
Baukunst das Aufschichten von Steinen zu Mauern unab-
wendbar verknüpft sein? Nachdem man doch längst die
Wände über Stahlrosten gießt, warum will man nun die
technische Schönheit hier nicht mit der gleichen Selbstver-
ständlichkeit anerkennen, wie bei einem Auto oder Schiff?
Darf ein bis in die letzten Lebensäußerungen von techni-

ANR1CHTESCHRANK IM KLEINEN SPEISEZIMMER
 
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