INNEN-DEKORATION
203
GESAMT ANLAGE DER FRIEDHOFSKAPELLE
Fotos: Lazi
PFÖRTNERWOHNUNG UND LEICHENHALLE
FRIEDHOFSKAPELLE IN KORNWESTHEIM
ARCHITEKT D1PL.-1NG. HANS P. SCHMOHL- STUTTGART
Ein treffendes Beispiel dafür, wie der schöpferische
Baumeister mit den Formen und Ausdrucksmit-
teln unserer Tage ein Haus kirchlicher Bestimmung
schafft, gibt der Stuttgarter Architekt Hans P.
S c h m o h 1 mit der neuen Friedhofskapelle in
Stuttgart-Kornwestheim.
Es ist geradezu erstaunlich, wie es dem Architek-
ten hier gelungen ist, durch geschickte Sparsamkeit
in den Bauformen und durch eine glückliche, viel-
fache Unterteilung der Maße - vor allem bei den
Fenstern und im Gitterwerk - die an sich nicht
große Anlage im Ausdruck zu steigern. Hand in
Hand mit dieser Steigerung aber werden zugleich
diejenigen Gefühlswerte ausgelöst, die ein Bau sakra-
ler Bestimmung in sich tragen muß.
★
Durch ein kleines, blaues Zimmer, das die leid-
tragenden Angehörigen vor der gottesdienstlichen
Handlung versammelt, treten wir in die hohe Aus-
segnungshalle. Wir stehen mitten in dem Andachts-
raum, der den weitaus größten Teil der in Vorraum,
Andachtsraum und Aufbahrungsraum gegliederten
Halle ausmacht. - Die Halle hat etwas Befreiendes!
Alles, was bedrücken könnte, ist ihr genommen; sie
atmet feierlichen Frieden und macht froh. Ausge-
glichenheit und kraftvolle Ruhe schaffen hier dem
Trauernden eine trostreiche Stätte. - Wie ein Mosaik
aus schwarzen und silbernen Steinen schimmert die
gemalte Decke herunter, die hohen Wände wechseln
in lichtem Grün, und der Plattenboden in weichem,
mattem Rot läßt die Halle noch geräumiger erschei-
nen. Hohe Leuchter - Opferschalen auf schlankem
Eisenfuß - werfen ihr Licht an die Wand. Des Tages
Licht aber flutet herein durch ein riesiges Farbglas-
fenster, das die ganze Seitenwand des Aufbahrungs-
raumes einnimmt. Durch die Fülle des Lichtes, das
hier hereinströmt, wird der Blick des Beschauers ganz
unwillkürlich von dem Aufbahrungsraum gefangen
genommen. Dieser schließt sich direkt an den An-
dachtsraum an und ist von ihm nur um eine hohe
Stufe abgesetzt. Dadurch, daß im Aufbahrungsraum
ein Stück von der gesamten Hallenbreite durch Wand
und Vorhang zu einem Raum für den Geistlichen ge-
worden ist, stellt sich der Aufbahrungsraum als
weiträumige Nische dar, deren Rückwand die Hallen-
rückwand, und deren Seitenwände das große Farb-
glasfenster und der schwere, schwarzgrundige Vor-
hang sind. Auf dem Boden, ganz vorn am Absatz
und dem Glasfenster gegenüber, liegt eine große,
schwarze Steinplatte, auf der der Sarg bei der Ein-
segnung ruht. Dahinter liest der Geistliche an einem
schlichten, bankartigen Bibelpult die Predigt. Über
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GESAMT ANLAGE DER FRIEDHOFSKAPELLE
Fotos: Lazi
PFÖRTNERWOHNUNG UND LEICHENHALLE
FRIEDHOFSKAPELLE IN KORNWESTHEIM
ARCHITEKT D1PL.-1NG. HANS P. SCHMOHL- STUTTGART
Ein treffendes Beispiel dafür, wie der schöpferische
Baumeister mit den Formen und Ausdrucksmit-
teln unserer Tage ein Haus kirchlicher Bestimmung
schafft, gibt der Stuttgarter Architekt Hans P.
S c h m o h 1 mit der neuen Friedhofskapelle in
Stuttgart-Kornwestheim.
Es ist geradezu erstaunlich, wie es dem Architek-
ten hier gelungen ist, durch geschickte Sparsamkeit
in den Bauformen und durch eine glückliche, viel-
fache Unterteilung der Maße - vor allem bei den
Fenstern und im Gitterwerk - die an sich nicht
große Anlage im Ausdruck zu steigern. Hand in
Hand mit dieser Steigerung aber werden zugleich
diejenigen Gefühlswerte ausgelöst, die ein Bau sakra-
ler Bestimmung in sich tragen muß.
★
Durch ein kleines, blaues Zimmer, das die leid-
tragenden Angehörigen vor der gottesdienstlichen
Handlung versammelt, treten wir in die hohe Aus-
segnungshalle. Wir stehen mitten in dem Andachts-
raum, der den weitaus größten Teil der in Vorraum,
Andachtsraum und Aufbahrungsraum gegliederten
Halle ausmacht. - Die Halle hat etwas Befreiendes!
Alles, was bedrücken könnte, ist ihr genommen; sie
atmet feierlichen Frieden und macht froh. Ausge-
glichenheit und kraftvolle Ruhe schaffen hier dem
Trauernden eine trostreiche Stätte. - Wie ein Mosaik
aus schwarzen und silbernen Steinen schimmert die
gemalte Decke herunter, die hohen Wände wechseln
in lichtem Grün, und der Plattenboden in weichem,
mattem Rot läßt die Halle noch geräumiger erschei-
nen. Hohe Leuchter - Opferschalen auf schlankem
Eisenfuß - werfen ihr Licht an die Wand. Des Tages
Licht aber flutet herein durch ein riesiges Farbglas-
fenster, das die ganze Seitenwand des Aufbahrungs-
raumes einnimmt. Durch die Fülle des Lichtes, das
hier hereinströmt, wird der Blick des Beschauers ganz
unwillkürlich von dem Aufbahrungsraum gefangen
genommen. Dieser schließt sich direkt an den An-
dachtsraum an und ist von ihm nur um eine hohe
Stufe abgesetzt. Dadurch, daß im Aufbahrungsraum
ein Stück von der gesamten Hallenbreite durch Wand
und Vorhang zu einem Raum für den Geistlichen ge-
worden ist, stellt sich der Aufbahrungsraum als
weiträumige Nische dar, deren Rückwand die Hallen-
rückwand, und deren Seitenwände das große Farb-
glasfenster und der schwere, schwarzgrundige Vor-
hang sind. Auf dem Boden, ganz vorn am Absatz
und dem Glasfenster gegenüber, liegt eine große,
schwarze Steinplatte, auf der der Sarg bei der Ein-
segnung ruht. Dahinter liest der Geistliche an einem
schlichten, bankartigen Bibelpult die Predigt. Über