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Hildebrandt, Hans: [Die künstlerische Neugestaltung kirchlicher Kultgeräte]
DOI Seite / Zitierlink: https://doi.org/10.11588/diglit.10796#0225
INN EN-DEKORATION
209
DIE künstlerische Neugestaltung kirchlicher Kult-
geräte bietet besondere Schwierigkeiten. Verlangt
sie doch, daß Gegensätzliches sich zu harmonischer
Gesamtwirkung eine: Die Herkunft aus einer ehr-
würdigen, weit über ein
Jahrtausend zurückrei-
chenden Überlieferung -
und die Zugehörigkeit zu
der Kultur der Gegenwart.
Die Württ. Metallwa-
renfabrik tritt nun mit
einer Reihe von Monstran-
zen hervor, die bezeugen,
daß solche Neugestaltung
möglich ist trotz der kaum
überschaubaren Fülle er-
findungsreicher und for-
menschöner Lösungen, die
uns von Romanik und
Gotik, von Renaissance
und Barock vererbt wur-
den. Sie fügen sich als
Formgebilde unserer Zeit
organisch ein in eine lange
Kette, deren letzte Glieder
sie sind. Der hohen Be-
stimmung der Monstranz
gemäß, deren Kern das
durchsichtige Gehäuse für
die geweihte Hostie bildet,
wird Reichtum gefordert.
Das Formstreben von
heute ist auf Klarheit ge-
richtet. Beiden Wünschen
»MONSTRANZEN« AUS VERGOLDETEM SILBER
AUSFÜHRG. WÜRTTEMB. METALLWARENFABRIK-GEISLINGEN
war Rechnung zu tragen. Darum ward die Grund-
form stets einfach gewählt, aus dem Kreise, dem
Oval, dem Kreuze abgeleitet, dann aber aufgelockert
und mit Schmuck bedacht, der kein bloßes Ornament,
sondern voll tiefen Sinnes
ist und die alten, gehei-
ligten Bildzeichen erneu-
ert: Christus als Himmels-
könig im Kranze anbeten-
der Engel, der Erlöser am
Kreuze, die Evangelisten-
symbole usw., meist aus-
geführt in vielfarbigem
Zellenemail. Den Körper
der Monstranz baut ver-
goldetes Echtsilber auf.
Einlagen aus Ikora-Kri-
stall treten hinzu. Einge-
fügt, wo frühere Jahr-
hunderte kostbare Edel-
steine anbringen mußten,
und diesen nicht nach-
stehend an Farbenpracht,
zeigen sie aufs neue die
vielseitige Verwendbar-
keit dieser bedeutsamen
Erfindung. Die technische
Durcharbeitung ist von
vorbildlicher Feinheit in
der Verbindung und Be-
handlung erlesener, im
Einklang mit ihremWesen
verwerteter Materialien.
H. HILDEBRANDT - STUTTGART
209
DIE künstlerische Neugestaltung kirchlicher Kult-
geräte bietet besondere Schwierigkeiten. Verlangt
sie doch, daß Gegensätzliches sich zu harmonischer
Gesamtwirkung eine: Die Herkunft aus einer ehr-
würdigen, weit über ein
Jahrtausend zurückrei-
chenden Überlieferung -
und die Zugehörigkeit zu
der Kultur der Gegenwart.
Die Württ. Metallwa-
renfabrik tritt nun mit
einer Reihe von Monstran-
zen hervor, die bezeugen,
daß solche Neugestaltung
möglich ist trotz der kaum
überschaubaren Fülle er-
findungsreicher und for-
menschöner Lösungen, die
uns von Romanik und
Gotik, von Renaissance
und Barock vererbt wur-
den. Sie fügen sich als
Formgebilde unserer Zeit
organisch ein in eine lange
Kette, deren letzte Glieder
sie sind. Der hohen Be-
stimmung der Monstranz
gemäß, deren Kern das
durchsichtige Gehäuse für
die geweihte Hostie bildet,
wird Reichtum gefordert.
Das Formstreben von
heute ist auf Klarheit ge-
richtet. Beiden Wünschen
»MONSTRANZEN« AUS VERGOLDETEM SILBER
AUSFÜHRG. WÜRTTEMB. METALLWARENFABRIK-GEISLINGEN
war Rechnung zu tragen. Darum ward die Grund-
form stets einfach gewählt, aus dem Kreise, dem
Oval, dem Kreuze abgeleitet, dann aber aufgelockert
und mit Schmuck bedacht, der kein bloßes Ornament,
sondern voll tiefen Sinnes
ist und die alten, gehei-
ligten Bildzeichen erneu-
ert: Christus als Himmels-
könig im Kranze anbeten-
der Engel, der Erlöser am
Kreuze, die Evangelisten-
symbole usw., meist aus-
geführt in vielfarbigem
Zellenemail. Den Körper
der Monstranz baut ver-
goldetes Echtsilber auf.
Einlagen aus Ikora-Kri-
stall treten hinzu. Einge-
fügt, wo frühere Jahr-
hunderte kostbare Edel-
steine anbringen mußten,
und diesen nicht nach-
stehend an Farbenpracht,
zeigen sie aufs neue die
vielseitige Verwendbar-
keit dieser bedeutsamen
Erfindung. Die technische
Durcharbeitung ist von
vorbildlicher Feinheit in
der Verbindung und Be-
handlung erlesener, im
Einklang mit ihremWesen
verwerteter Materialien.
H. HILDEBRANDT - STUTTGART