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Innendekoration: mein Heim, mein Stolz ; die gesamte Wohnungskunst in Bild und Wort — 45.1934

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Phantastische Architektur
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https://doi.org/10.11588/diglit.10796#0226

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210

INNEN-DEKORATION

ARCHITEKT HANS SCHUMACHER-KÖLN

Fotos: H. Schmölz, Köln

»HAUS LOOSEN« KÖLN-RODENKIRCHEN

PHANTASTISCHE ARCHITEKTUR

Man hat der Architektur dieser Jahrzehnte alles
Phantastische, alles urwüchsig Treibende in der
Form abgesprochen. Nüchtern und kalt sachlich be-
rechne sie die Zwecke und stelle Maschinen hin, wo
Menschengemüter träumen wollen. Schuld an sol-
chem Urteil tragen beide Parteien: die neuen Archi-
tekten und ihre Gegner. Die Gegner übersahen alles
der Phantasie Überlassene, was neben, über und
hinter einer kalten Zweckdienlichkeit diese neuen
Bauten durchschwingt. Sie übersahen vor allem das
Enthusiastische der Bemühung, das Überquellende
des Projektierens, den Reichtum der neuen durch die
Moderne gehobenen Möglichkeiten. Aber auch die
Architekten selbst verschütteten durch überspitzte
Sachlichkeitstheorien und unsinnige Parolen wie die
(inzwischen längst zurückgenommene) der »Wohn-
maschine« dem Durchschnittsbeurteiler den Zugang
zu ihrem Schaffen. Das herrlich Phantastische ihrer
Werke, wie es daaus Möglichkeiten der neuenBaustoffe,
der neuen Konstruktionen usw. hervorbrach, stellten
sie viel zuwenig in den Vordergrund ihrer Kampfrufe.

Und doch ist es gerade dies, was den heutigen
Menschen gefangennehmen kann, was ihm im Spie-
gel der Architektur das Übergewöhnliche, das Wirk-
lichkeitszerbrechende seines Sinnens und Lebens vor
Augen führen kann. Nicht so sehr das Gigantische
vieler neuer Zweckbauten soll hier angeführt werden.
Das Phantastische ihrer Ausmaße hat zugleich etwas
Erdrückendes. Die neue Architektur schafft Objekte,
die das Phantastische ganz rein zur Wirkung kommen
lassen. Da stehen auf einer Anhöhe eine Reihe neuer
Wohnhäuser. Jedes einzelne scheinbar nüchtern und
kalt. Ihr Zusammen mit dem Ineinanderspiel der
scheinbar abrupt einander entgegenstehenden For-
men, mit dem Märchenweiß des Betons im Abend-
schein, mit dem mächtigen Schwarz der Fenstervier-
ecke darinnen - das hat soviel Phantasieanregendes,
ins Märchen Verlockendes, daß es schon eines recht
stumpfen Gemütes bedarf, um hier nicht die schaf-
fende, bildnerische Phantasie des Künstlers zu ver-
spüren, der trotz kühlster Verstandesarbeit sein Pro-
jekt doch ins Überwirkliche weiten konnte. Dr. r. r.
 
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