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Innendekoration: mein Heim, mein Stolz ; die gesamte Wohnungskunst in Bild und Wort — 45.1934

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Hardenberg, Kuno Ferdinand von: Bett und Couch
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https://doi.org/10.11588/diglit.10796#0253

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INNEN-DEKORATION

237

ARCHITEKT WILLIAM HAINES

Fotos : Mctro-Goldwyn-Mayer

SCHLAFZIMMER LE1LA HYAMS

irgendwie unmöglich gewölbten Lehnen der Sofas
oder Kanapees!

Und auch für die Nachtruhe zeigte sich der Diwan-
Ottomanen-Typ besser geeignet als irgendein anderer.
Eine Kleinigkeit, ihn zum Bett zu gestalten, zum
regelrechten, angenehmen Bett. Einen Schritt weiter,
und die Welt wird sich dieser Möglichkeit voll be-
wußt. Die Technik vertieft das Gegebene, und es ent-
stehen Diwans, die bei Tage sybaritische Ruhelager
und nachts himmlische Betten sein können.

In den Ländern der Riesenbetten, der herrischen
Ausmaße auf allen Gebieten, wächst das neue Möbel
zu Sauriergröße - es entsteht die Couch, das - so
schauerlich sein Name deutschen Ohren klingt - un-
erläßlichste Requisit des modernen Heims.

Seine schnelle Verbreitung in der Kulturwelt dankt
es wohl vor allem dem Film. Wer entsinnt sich nicht
ihres ersten Auftretens? Da sah man im Schein der
Jupiterlampe, auf der Couch liegend, einen kleinen
reizenden Filmstar, in Kissengebirge vergraben, ver-
sonnen lesen, rauchen, und ein seliges Behagen kam
über uns, bis von draußen her das schrille Klingeln
ertönte, das plötzlich den Helden, das Schicksal, den
Versucher oder das erträumte happy end brachte.
Und jede Frau und jedes Fräulein wünschte sich eine
Couch, denn sie fühlten, daß solch ein Möbelelefant

kleidsam sein kann. Und es war praktisch von ihnen,
das zu tun, denn auch in der Welt des Alltags, in der
ja gewöhnlich keine Jupiterlampen strahlen, ist die
Couch angenehm und vielseitig verwendbar. Sie kann
nicht nur harmloser Kriegsschauplatz für »Kissen,
Kinder und Köter« sein, sie kann den Westöstlichen
Diwan für gleichgestimmte Freundinnenseelen ab-
geben, man kann auf ihr Nachtlager für ganze, plötz-
lich zugereiste Familien bereiten, und der vom Werk
oder Sport heimkehrende Herr der Häuslichkeit kann
auf ihr besser seine Mittagspausen verdämmern als
auf irgendeinem anderen Möbel der Welt.

Architektonisch genommen ist die Couch, trotz
ihrer Größe, durchaus kein unglückliches Stilmoment
für das neuzeitliche Heim, mag sie freistehend mitten
in einer großen Halle erscheinen, mag sie einer Zim-
merecke eingegliedert sein, mag sie in verschiedenen
Teilen ausgebildet eine Ecke ausfüllen und an den
Wänden noch weiterlaufen. Immer atmet sie eine —
man möchte sagen, monumentale Gemütlichkeit und
eine behäbige Zwanglosigkeit. Es ist selbstverständ-
lich, daß eine Gesellschaft, die sich auf einer Couch
und einigen um sie gruppierten Klubsesseln niederge-
lassen hat, sich wesentlich freier und unbefangener
geben kann, als auf einer steif-offiziellen »Salon-
Garnitur« alten Stiles. Wer dächte nicht mit leisem
 
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