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Innendekoration: mein Heim, mein Stolz ; die gesamte Wohnungskunst in Bild und Wort — 45.1934

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Hardenberg, Kuno Ferdinand von: Bett und Couch
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Michel, Wilhelm: Himmelbett und Alkoven
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https://doi.org/10.11588/diglit.10796#0256

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240

INNEN-DEKORATION

»tochterzimmer« entw. u. ausf. h. e. achilles-münchen: schleiflack, beige mit fraise und leichter malerei

Grauen an qualvolle Stunden auf harten Fauteuils
unter grell strahlender Krone bei einer Konversation,
die nur mit den größten Mühen am Leben erhalten
werden konnte. Und wem lächelte nicht freundlich
wohltätig das Bild eines modernen Zusammenseins
im vorsichtig möblierten Räume bei gedämpftem
Lampenschein, wo sich ein jeder setzen oder lagern
kann, wie es ihm beliebt, und wo man wieder die
Kunst pflegt, gemeinsam in Behagen zu schweigen.

Die Couch hat somit gesellschaftliche Vorteile, sie
hat aber auch wirtschaftliche, ja sie ist in vielen
Fällen, wo die Zeittendenzen auf Raumeinschränkung
im Heimwesen drängen, eine Lösung wichtiger Fra-
gen, denn sie gestattet durch ihre vielen Abwand-
lungsmöglichkeiten die Einrichtung des Einwohn-
raumes in der Vollendung. Vielleicht werden gewisse
architektonische Formen des Bettes, wie des Himmel-
bettes oder des eingebauten Alkovens und des Kojen-
Bettes, bald aus der modernen Raumkunst ver-
schwunden sein — bleiben wird immer der Typ des
Ruhelagers, der alle Vorteile des modernen Bettes für
die Nacht, und die der Couch für den Tag in sich
vereinigt. — graf kuno von Hardenberg -darmstadt

HIMMELBETT UND ALKOVEN. Das Himmel-
bett geht auf uralte Menschenbedürfnisse zu-
rück: auf das Bedürfnis nach vollkommener Ge-
schütztheit und Geborgenheit der Schlafstelle. Wer
denkt beim Himmelbett, beim Alkoven nicht ans
Nest, an den Unterschlupf so manchen Tierwesens in
Feld und Wald ? Wer erinnert sich nicht beim Anblick
dieser rings umfriedeten Schlafgehäuse, wie gern die
Kinder in eine Kiste, unter ein niedriges Zelt kriechen
und darin Gefühle köstlichen Geborgenseins erleben ?
Es ist kein Zufall, daß Himmelbett und Alkoven in
natürlicher, traditionsgebundener Nutzung am
längsten bei der bäuerlichen Bevölkerung erhalten
geblieben sind: bei einfachen Menschen leben die Ur-
gefühle am längsten fort. Da ist das Schlafen mit sei-
nem Hinübergang in unbekannte Länder noch eine
gewagte und deshalb fast feierliche Angelegenheit;
es ist ein Sich-zurückziehen, ein Sich-überantworten
an das Hütende und Hegende. Mag unser moderner
Geschmack hundertmal zu Himmelbett und Alkoven
sagen: »Altfränkische Möbel!« - unsre Seele weiß
noch etwas von dem Zauber, von der Bedeutung, die
es für unsre Vorfahren gehabt hat. — Wilhelm michel
 
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