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Innendekoration: mein Heim, mein Stolz ; die gesamte Wohnungskunst in Bild und Wort — 45.1934

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Ritter, Heinrich: Neue Wohnungen von "Haus und Garten"
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https://doi.org/10.11588/diglit.10796#0331

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»SCHLAFZIMMER« IM HAUS J. B.

BODEN: BLASSGRÜNER VELOURS

NEUE WOHNUNGEN VON »HAUS UND GARTEN«

Die Erzeugnisse der Werkstätten »Haus und Gar-
ten« tragen ein klares Gepräge: Sie sind lebendig
im Sinn unsrer Zeit, sie sind formvoll im Geist einer
dienenden Kunst. Ein beschwingtes Wesen ist ihnen
eigen; man spürt darin die geistige Umluft Wiens. Es
ist kein abseitiges Ästhetentum, das diese gefälligen
Formen ersonnen hat, und ebensowenig spricht in
ihnen persönliche Laune oder Willkür; sondern im
Vordergrund steht überall eine besonnene Einsicht in
die Gemeinsamkeiten des gepflegten Lebens und
Wohnens. Das gibt der gestaltenden Arbeit die gute,
klare Führung. Brauchbares entsteht, das um den
Menschen und um sein geselliges Leben weiß. Man
kann sagen, daß in den Möbeln von »Haus und Gar-
ten« die Formbildung grundsätzlich nur einen Weg
geht, wenn auch natürlich die wechselnden Zwecke
und Werkstoffe Verschiedenheiten in der Erschei-
nung der Stücke herbeiführen. Daher ist keine Un-
ruhe in diesen Räumen. Der Blick umfaßt leicht das
Ganze. Eine geordnete und in ihrer Ordnung doch

gefügige und bewegliche Dingwelt bietet sich dar.

Der Aufbau jedes einzelnen Stückes ist schlicht und
übersichtlich. Die Konstruktion liegt offen zutage, die
Funktionsteile - Gestell, Sitz, Platte, Lade — werden
sauber auseinandergehalten. Mit dieser strukturellen
Faßlichkeit verbinden die Möbel eine angenehme
Selbstbeschränkung im stofflichen Aufwand. Es wird
niemals mehr Holz verwendet als nötig ist. Das Stück
ist nicht größer, als es für seinen Dienst sein muß.
Der Fassungsraum jedes Schrankes, jeder Lade ist
verständig bemessen. Dasselbe gilt für die Behand-
lung der Werkstoffe, namentlich nach der Seite der
Schmuckwirkung. Gelegentlich wird vielleicht ein
Sessel oder ein Wäscheschrank der Dame mit buntge-
mustertem Leinen bespannt. Aber im allgemeinen
bleibt das farbige Ornament den Vorhängen, den Sofa-
bezügen, den Bettdecken vorbehalten. Das Möbel hält
sich von jedem Zierat frei. Es zeigt die glatten, blan-
ken Holz- oder Lackflächen, die leicht zu säubern
sind, wie das vielfach mitverwendete Glas oder Me-

1934. X. 1
 
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