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Innendekoration: mein Heim, mein Stolz ; die gesamte Wohnungskunst in Bild und Wort — 45.1934

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Pütz, Friedrich: "Villa" oder "Landhaus"
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https://doi.org/10.11588/diglit.10796#0359

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INNEN-DEKORATION

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und Pflege seines Eigenlebens. War die Villa mehr
Wirkung nach außen, so will das Landhaus Wirkung
nach innen. Dieser Wechsel ist der gesunde Gegen-
schlag gegen eine zur Hast und zur Mechanisierung
verurteilte Zivilisation, die uns um eigentliche Le-
benswerte allzuleicht betrügt.

Das Landhaus will also nicht gesellschaftlicher
Repräsentation, sondern der Pflege einer wirklichen
Lebenskunst dienen, die einen gesunden Ausgleich
der Kräfte schafft. Wir sagen »Landhaus«, weil uns
das Ländliche Wertbegriff für eine natürliche, unbe-
schwerte Lebensart ist, die den Zusammenhang mit
der freien Natur und einer naturhaften Freiheit nicht
verloren hat. Die heutige Sehnsucht nach dieser Art
eines eigenen Heims bedeutet also die völlige Abkehr
von dem einstigen gesellschaftlichen Snobismus, für
den der Stolz auf die Villa typisch war.

Jedes von guten Geistern erfüllte Landhaus, ob
kleinen oder großen Stils, bildet eine Pflegestätte
vielfältiger kultureller Werte. Zu dem naiven Ver-
langen nach »Gemütlichkeit«, mit dem der Klein-
wohnungsmieter sich begnügt, gesellen sich hier nicht
nur die Ansprüche einer verwöhnteren Lebensfüh-
rung, sondern auch das Verlangen nach künstleri-
scher Gestaltung und Harmonie der Umgebung.

Die für die normale Mietwohnung schaffende Mö-
belindustrie hat natürlich auch Konventionen des Ge-
schmacks geschaffen, die die bürgerlichen oder gut-
bürgerlichen Schlaf-, Speise- und Herrenzimmer usw.
auf mehr oder weniger genormte Formen festlegen.
Das wäre kein Unglück, wenn nicht jede modische
Formspielerei, die ein Fabrikant auf den Markt
bringt, sogleich von der ganzen Zunft nachgemacht
würde. Erinnert sei nur an die monströsen Küchen-
einrichtungen, die heute Trumpf sind; Ausgeburten
aus Lack, exotischen Furnieren, Galalith, Glas, Lin-
oleum, Kork und Metall.

Das Landhaus als Heimstätte ganz persönlicher
Ansprüche kann jene Typisierung schlecht gebrau-
chen. Es soll hier das »Künstlerische« zwar nicht wie
einst in der Villa eine Attrappe der Vornehmheit sein,
sondern es soll eine edle Behaglichkeit schaffen, die
ebenso zur Sammlung anregt, wie heitere Entspan-
nung erlaubt.

DIE HEIMGESTALTER GmbH teilt mit, daß das
in Heft 9 S. 300 abgebildete Zimmer in dem Haus
des Architekten Wisneth auf der Münchener Sied-
lungsausstellung von dem Architekten Karl Stützer,
im Hause der Heimgestalter, Berlin, entworfen ist.
 
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